6/4  Osterhasi, hüpf!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:43

Im Regal in meinem Zimmer steht eine kleine Schachtel, sie ist überzogen mit einem grünen, sammetartigen Papier, dekoriert und mit einem kleinen Spruch versehen, der in ungelenker goldener Schrift aufgemalt ist:

Ach, du lieber Osterhas, leg mir auch etwas ins Gras.

Dieser lapidare Satz mat es mir angetan. Er hat so eine urwüchsige Direktheit, etwas zeitlos Gültiges, wie ein japanisches Haiku, mit diesem dreifachen Binnenreim auf -as und der ganz schlichten Aufforderung, das zu tun, wozu man ja schliesslich da ist.

Und gleichzeitig bleibt die Forderung ja ganz allgemein und offen: es geht hier nicht um ein Zuckerei, ein Nougat-Hühnchen oder ein Schoko-Häschen… nein, es geht ganz schlicht um „etwas“. Und aus diesem Wort spricht das grosse Vertrauen in den Osterhasen als solchen, dass das „Etwas“ dann schon das Richtige sein wird…

Ich weiss nicht mehr genau, wie alt unsere Tochter war, als sie diese Schachtel bemalt hat. Schreiben konnte sie schon und gebastelt hat sie immer gern. Ich weiss auch nicht mehr, was wir ihr damals in Vertretung des Herrn Osterhasi in die Schachtel getan haben. Aber es vergeht kein Osterfest, ohne dass ich diese nun schon etwas angestaubte Schachtel aus dem Regal nehme und sie betrachte. Vielleicht ist mir selber auch ncoh etwas von dem kindlichen Glauben geblieben, dass er am Ende wirklich kommt und mir „etwas“ bringt, der gute Hoppler, der ja heuer nicht mal durch den Schnee muss.