13/5  Durst stillen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:07

Drei Stunden auf der Autobahn – und die Schlossromantik auf der Kapfenburg ist Vergangenheit, wenn auch nicht vergessen. Ein herzlicher Abschied von früheren Kolleginnen und Kollegen, von Freunden und Bekannten… und die frische Erinnerung an den gestrigen Theater-Abend: die Frage, wie denn unser Schweizer Kandidat, Simon Enzler, ankommen werde, ist im Rückblick einfach zu beantworten. Er kam super an. Kaum auf der Bühne, nahm er – gemeinsam mit seinem musikalischen Begleiter Daniel Ziegler an der Gitarre – das Publikum gefangen. Es erlag schlicht seinem verschmitzten „appezölle“ Charme, seiner redlichen Direktheit, seinen überraschenden Einsichten und den Figuren, die er aus dem alltäglichen Leben so treffsicher zeichnete, dass sie auch in schwäbischen Landen ohne Umschweife zu Herzen gingen.

Es war überhaupt ein eindrücklicher Abend von hoher Qualität, was den durch die Salzburger Preisvergabe ausgezeichneten Kabarett-Nachwuchs betraf. Klaus Eckel aus Wien entpuppte sich als wahrer Poet des Alltäglichen, indem er Gegenständen des häuslichen Gebrauchs ein Eigenleben einhauchte und dieses in witzigen Liedchen besang, so etwa „Werner, den Kirschkern-Entferner“… oder jene Schraube, die sich über die Verbindung mit ihrer Mutter freut, obwohl diese alleinerziehend ist und der Vater unbekennt… oder dann die Geschwindigkeits-Tafel am Strassenrand, die sich grämt, weil niemand sie beachtet… und die gerade deshalb im Team mit dem Radarkasten eine wichtige Aufgabe erfüllt… – Für Deutchland traten drei junge Männer auf, die von ihrer gemeinsamen Agentin sanft gedrängt wurden, ihre bisherigen Solokarrieren zu beenden und gemeinsam aufzutreten, wodurch Matthias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber zum Ersten Deutschen Zwangsensemble wurden… eine aberwitzige Polit-Truppe mit schnellen und bösen Pointen aus dem bürgerlichen Alltag der Republik.

Viel Lob, viel Zustimmung gabs. Die lokalen Honoratioren waren vor Ort, spendeten nicht nur Beifall, sondern als Sponsoren weit mehr, abgesehen von den Laudationes, die sie im Gegenzug halten durften… kurz, es bestätigte sich die bekannte Tatsache: kulturelle Veranstaltungen finden „auf dem Lande“ ein weit engagierteres und dankbareres Publikum als in den grossen Metropolen, wo sich die Events gegenseitig die Butter vom Brot kratzen. Ein schöner und gelungener Anlass, der in guter Erinnerung bleiben wird.

Die leckere schwäbische Kost, vor der es natürlich bei Empfängen und auf Einladungen kein Entrinnen gab, hat sich in den drei Tagen bloss mit anderthalb Kilo angelagert… die sind bald wieder weg, kein Problem, das gehört dazu. Und am Rande der Abschlussfeier konnte ich noch ein kleines Interview mit meinem alten Salzburger-Stier-Weggefährten Ottfried Fischer führen über seinen Umgang mit seinem Gewicht… das wird dann in der Juli-Ausgabe unseres SAPS-Magazins nachzulesen sein. – Ja, und kaum zu Hause, holt uns das alte Thema wieder ganz ein: die NZZ am Sonntag berichtet über die Problematik der „flüssigen Kalorien“, die deer Mensch mit Süssgetränken im Übermass zu sich nimmt, wenn er nicht darauf achtet. So hat man errechnet, dass in der Schweiz im Durchschnitt pro Person jährlich 89,3 Liter Süssgetränke konsumiert werden, und die enthalten 9 Kilo Zucker, insgesamt. Und da ich zum Beispiel konsequent keine solchen Getränke zu mir nehme, muss es Leute geben, die wesentlich mehr davon schlucken.