7/9  Grundsteinlegung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 0:07

Das war die seit langem am besten besuchte Fachtagung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE. Ihr Thema einfach und fundamental: Ernährung in den ersten Lebensjahren: Wo liegt unsere Verantwortung? Im grossen Hörsaal der Kinderklinik im Berner Inselspital war jeder Sitz belegt und die Interessierten standen an den Wänden. Die „richtige“ Ernährung in der frühen Kindheit legt den Grundstein für die spätere Gesundheit – oder eben nicht.

Schon im Mutterleib wird der künftige Stoffwechsel des heranwachsenden Fötus „programmiert“, das lässt sich anhand von ausgedehnten Tierversuchen belegen. Und nach der Geburt ist Muttermilch die beste Prävention, und zwar sollte mindestens 6 Monate lang gestillt werden, wenn möglich länger, hier ist ein Umdenken nötig. Denn es ist erwiesen, dass die spätere Häufigkeit von Übergewicht deutlich geringer ist, je länger ein Kind gestillt wurde.

Interessante Einblicke gab die sogenannte Donald-Studie. In Dortmund wird seit 1985 bei einer Kontrollgruppe regelmässig das Ernährungsverhalten und der Gesundheitszustand erfasst, und es zeigt sich etwa, dass Kinder heute mengenmässig weniger essen als vor zwanzig Jahren; allerdings nehmen sie mehr Kohlenhydrate zu sich, dies aber vor allem in flüssiger Form (Süssgetränke); auch wird ein grösserer Anteil Fast Food gegessen. Aufgrund dieser Untersuchungen liegt der Schluss nahe, dass das kindliche Übergewicht eher nicht vom Essen kommt, sondern von der fehlenden Bewegung.

Aber Bewegungsmangel betrifft nicht nur die Kleinen, auch die Erwachsenen sind ungenügend körperlich aktiv, wie die Erhebungen des Budnesamtes für Sport belegen, dabei wäre bzw. ist Bewegung vorteilhaft für Gesundheit und Wohlbefinden bei Gross und Klein.

In Workshops wurde das Gehörte vertieft und zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion zur Frage, wie weit Werbung und Marketing das Konsumverhalten der Kinder zu beeinflussen vermöge… Vertreter von Lebensmittel-Anbietern waren da (McDonald’s, coop, Gemüseproduzenten), das Konsumentenforum, ein Nationalrat, der sich mit Eingaben zu Ernährungsfragen profiliert hatte, sowie – als Vertreter der Betroffenen – ich selber. Aber wir waren uns alle zu einig, dass etwas getan werden sollte, dass die kleinen Kinder Schutz brauchen, dass die Eltern in die Pflicht zu nehmen sind, dass wir alle für Transparenz wären… ein richtiger Bösewicht fehlte in der Runde, denn sogar McDonald’s wird in den nächsten Wochen mit dem „happy meal“ als Test den Kindern zum Hamburger auch Gemüse (Karotten und Tomaten) anbieten… Das kan ja nur noch gut kommen. (Die komplette Dokumentation zur Tagung mit allen Referaten und Präsentationen wird ab kommenden Montag auf der SGE-Website aufgeschaltet sein.)