26/9  CO2 aus dem Internet

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:35

Eine kleine Meldung in einer Fachzeitschrift lässt aufhorchen. Mein Computer läuft ja nicht an einem von mir selbst betriebenen Dynamo. Er braucht Strom, der aus der Dose kommt. (Dass erinnert mich an einen Propagandakleber aus den 70er Jahren: Wozu Atomkraftwerke? Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose!) – Die Meldung besagt, dass weltweit bei der Herstellung der riesigen Elektrizitätsmengen, die es braucht, um das Internet zu betreiben, auch Unmengen von Kohlendioxid produziert und in die Atmosphäre entlassen werden.

Dabei geht es nicht nur um die PCs der einzelnen User, sondern auch um die unzähligen Server in den vielen Rechenzentren, die permanent in Betrieb sein müssen, um die jederzeitige Verfügbarkeit der weltumspannenden Informationen aus dem www-Netz zu gewährleisten. Diese Server – auch der relativ kleine, der bei uns im Büro steht – laufen rund um die Uhr, nicht einmal auf Standby, denn es ist zu mühsam, sie jeweils herunter und wieder hochzufahren.

Wir diskutieren über den Klimawandel, erfinden einen komplizierten Ablasshandel, mit dem man die Unannehmlichkeiten unserer Bequemlichkeit in arme Drittländer exportieren könnte… aber dass wir selber täglich massiv dazu beitragen, in der Summe jedenfalls, das ist uns wohl nicht bewusst. – In kurzer Zeit hat sich die synthetische Internet-Parallelwelt Second Life zu einem gigantischen Volks-Spielpark entwickelt. Aber ist uns bewusst, dass – wie Berechnungen ergeben haben – jede einzelne der fiktiven, virtuellen Spielfiguren für ihre elektronische Existenz auf den Bildschirmen mehr Strom verbraucht, als ein wirklich lebender Mensch in Brasilien, im Durchschnitt? – Insgesamt, so kommen die Studien zu Schluss, produziert die Herstellung des Stroms, den das Internet verbrennt, mehr Kohlendioxid als der weltweite Flugverkehr insgesamt. Haben wir jetzt ein schlechtes Gewissen?