2/10  Kein Motiv?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:36

Für Kriminalisten ist die Frage immer naheliegend, wenn man den Vorabend-TV-Krimis glauben mag, die jeden Fall innerhalb von 20 Minuten schlank zum Abschluss bringen: Was ist das Motiv? Wer hat eins? Wie stark ist es? Reicht es aus, um den Verdacht zu erhärten?

Hier aber geht es um den erweiterten, etwas abstrakteren Begriff der Motivation. – Was braucht es, um einen Menschen zu motivieren, sein Gewichtsproblem in Angriff zu nehmen? Es braucht einen Anschub, eine Erkenntnis und die Einsicht, dass „es“ wichtig ist. Oft hilft ein Ereignis von aussen: eine neue Bekanntschaft, und der unordentlichste Mensch läuft plötzlich gestylt und sauber geputzt durch die Welt (wenn er Glück hat und nicht an ein Pendant gerät, das ihn in seinem ursprünglichen Verhalten noch bestärkt…). Motivations-Auslöser können unberechenbar sein… aber sie können ebenso gar nicht sein. Das ist ein Teil des Problems.

Bei mir hat es einen zunehmenden Leidensdruck gebraucht, an den ich mich zwar auch „zunehmend“ gewöhnt habe, aber letztlich den Ausschlag gegeben hat eine krude Aussage eines Arztes, der mir auf den Kopf noch zwei Jahre Lebenserwartung gab, wenn ich nichts unternähme. – Gut, es ist nicht erwiesen, ob ich diese Zeitspanne nicht auch so „überlebt“ hätte… ich habe es auf jeden Fall besser getan, nachdem ich 30 Kilo abgebaut hatte und im Begriff war, wieder ein neues Lebensgefühl zu finden.

Aber mit der Verbesserung der Situation ist auch das Motiv wieder verblasst: Diese Gefahr lauert hinter jedem Erfolg. Man lernt die Botschaft: „Ich kann…“ und man hält sich für ertüchtigt, jederzeit erneut der Herausforderung zu trotzen. Dass es bei jedem Versuch schwieriger und härter, aussichtsloser wird, das merkt man erst später, wenn es in der Regel zu spät ist. Und wenn es unvergleichlich viel mehr Anstrengung kostet, auch nur den kleinsten Fotschritt zu machen. Aber es hilft nichts: wir müssen dran bleiben.