24/10  418 kg Übergewicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:09

Dieser Titel über einer kleinen Meldung im Lokalteil meiner Zeitung hat mich heute Morgen elektrisiert. Wie kann es sein, dass ein so schwerer Mensch in relativer Nähe unseres Wirkens lebt – und wir wissen nichts davon? Der oder die müsste doch längst in allen denkbaren TV-Dokusendungen vorgezeigt worden sein, Kliniken hätten sich um eine Therapie bemüht, Reportage-Teams aus aller Welt wären angereist… und wir haben das alles verpasst?

Nach den drei ersten Zeilen ist die Situation dann allerdings klar. Es geht hier nicht um menschliches Übergewicht, es geht um einen „mit Textilien beladenen Lieferwagen“, der offenbar so tief in den Federn hing, dass er der Polizei aufgefallen ist. Eine Kontrolle ergab, dass der Fahrer 418 Kilo zu viel geladen hatte…

Ein typischer Fall von selektiver Wahrnehmung: weil ich voll und ganz auf diese eine Thematik eingestimmt bin, reagiere ich ohne nachzudenken spontan in eine bestimmte Richtung und lasse von Anfang an keine andere Deutung zu als die meine… – Und weil auf diese Weise der erste Blick meist auf den erstbesten bekannten Gegenstand schliessen lässt, hat man in Japan eine neue Form von Tarn-Anzügen erfunden. Einen Überwurf aus Stoff, der die Form und das Aussehen eines Verpflegungsautomaten hat und den man sich überstülpen kann, wenn man kurzfristig Zuflucht suchen muss.

Unangenhm könnte es für Schutzsuchende allerdings werden, wenn jemand versuchen sollte, aus einem solchen Schein-Automaten eine Brause zu beziehen. Wenn man weiss, wie frustrierte Benutzer eines streikenden Kaffeeautomaten mit diesem per Fusstritt und Fausthieb umzugehen pflegen, dann müsste man doch jedem und jeder davon abraten, sich für etwas auszugeben, das man nicht sein kann. Auch Selbstbedienung hat ihre Grenzen.