10/12  Kalorienkosten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Das ist eine interessante Betrachtungsweise: wieviel kostet eine Kalorie? Wenn man rein auf die Rendite schaut und aus einem technischen Blickwinkel den Brennwert mit dem Preis verbindet, dann müsste man ja meinen, dass es ein „gutes“ Geschäft sei, wenn man für wenig Geld viele Kalorien kriegt. Ein Schnäppchen sozusagen, wenn es geht noch mit Mengenrabatt.

Früher war es anders als heute. Als wir klein waren, da waren die kalorienreichen Nahrungsmittel wie Fett, Fleisch, Zucker, Schokolade etc. schweineteuer. Man konnte sich den Luxus einmal pro Woche in begrenzter Menge leisten, dazwischen gab es die billigeren Gemüse (aus dem eigenen Garten), Kartoffeln, Früchte… Aber das Blatt hat sich inzwischen gewendet. Kaloriendichte Nahrung ist billig geworden, wird uns im Aldi im Mega-Paket zum halben Preis als Aktion der Woche nachgeworfen. Migros und coop unterbieten sich per Inserat und wetteifern darum, wer die günstigsten Pralinés, den billigsten Speck, das wohlfeilste Nutella anzubieten hat. – Gemüse und Früchte aber sind teurer geworden, wenn „Bio“ drauf steht noch ganz besonders (mal abgesehen von den Bananen).

In USA hat eine aktuelle Studie diesen Sachverhalt, den wir im Portemonnaie schon länger spürten, nun auch wissenschaftlich bestätigt: die Preise für Lebensmittel mit geringem Kaloriengehalt sind drastisch gestiegen; in den letzten zwei Jahren haben sie um an die 20 Prozent zugenommen! Was dazu führt, dass eine ärmere Konsumentenschicht sich gar nicht mehr leisten kann, was offiziell als „gesund“ empfohlen wird. So stellt sich die Frage, ob die zunehmende Adipositas-Epidemie am Ende indirekt durch die ganze ökonomische Situation mit verursacht wird und demzufolge unabwendbar ist, wenn nicht massiv in das landwirtschaftliche Preisgefüge eingegriffen wird?

Auch wenn sich die Zahlen und Verhältnisse aus USA nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragen lassen, die Trends dürften nicht sehr verschieden sein. Hier hat der Staat als Hüter unserer Volksgesundheit eine echte Herausforderung, der sich eine dynamische Wirtschaftsministerin eigentlich mit Freuden stellen sollte.