17/12  Ernüchternde Bilanz

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:34

Besprechung heute Morgen mit einem Menschen, der sich vorgenommen hatte, für uns Geld aufzutreiben. Ein früherer Kollege, der nach seinem Jobwechsel mit zahlreichen Firmen auf Beratungsebene in Kontakt kam, hatte die sympathische Idee, er könnte diese Kontakte auch nutzen, um zu klären, ob sich das eine oder andere Unternehmen für eine Sponsoring-Partnerschaft mit der Adipositas-Stiftung gewinnen liesse.

Die Idee hatte uns gefallen: meine eigenen Fundraising-Erfahrungen in den letzten Jahren waren nicht eben berauschend gewesen, auch wenn es für das Überleben unserer Organisation reichte, aber ich stellte mir doch vor, dass ein neuere Ansatz auf einer anderen Motivationsebene vielleicht mehr Erfolg haben könnte. Nach einem halben Jahr kam ein erstes Feedback und heute gabs das Debriefing, wie man der Schlussbilanz auch sagen kann.

Was dem Kollegen vor allem zu Denken gab: sein Erfolg war gleich NULL. Und die Antworten, die er auf seine Anfragen hin bekam, deckten sich frappant mit den gängigen Vorurteilen, gegen die wir die letzten Jahre anzukämpfen versucht haben. – Wenn überhaupt ein Engagement denkbar wäre, so die Argumentation der zumindest Interessierten, dann nur für die Prävention, für Kinder vielleicht, um Übergewicht zu verhindern. Aber doch nicht, um den Dicken irgendwie mit Rat und Tat zu helfen! Die sollen weniger essen und sich mehr bewegen. Basta. Sie haben sich ihr Gewicht auch selber zugelegt – sollen sie selber schauen, wie sie es wegbringen…

Und überhaupt, so lauteten andere Meinungen: was soll denn diese Stiftung? Was tut sie? Aufklären und Betroffene beraten? – Wozu? Es sind ja ohnehin alle Medien voll mit dem Thema und wer sich im Internet umsieht, der findet zu Hunderten einschlägige Informationen und Empfehlungen… was will denn eine Organisation, die auch noch „Beratung“ anbietet? Das brauchts doch nicht…

Wir nehmen diese Meinungen zur Kenntnis. Unsere Aufgabe wäre es, dagegen anzutreten, diesen Auffassungen zu widersprechen mit sachlicher Aufklärung und nüchterner Schilderung der Problematik. Aber das will offenbar keiner hören. Müssen wir schriller werden? Skandale in die Welt setzen? Zeter und Mordio rufen, auf die Gefahr hin, dass uns dann gar keiner mehr ernst nimmt? – Müssten wir unsere Strategie, die durch den Stiftungszweck vorgegeben ist, umschreiben, in grossen Lettern „Prävention“ an unsere Fahne heften? Wilde Aktionen entfesseln? – Ich weiss es noch nicht. Über die Feiertage gibt es so etwas wie eine kurze Auszeit, die man zum Nachdenken nutzen kann.