23/12  Pelzige Gäste

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:04

Ein untrügliches Zeichen, dass es draussen kälter wird, sind die flinken, pelzbozogenen Lebewesen, die Zuflucht in der gewärmten Küche suchen. Früher hatte man diese kleinen Holzbretter mit dem von einer Feder gespannten Drahtbügel. Und schnappte sich der kleine Frevler das Stücklein Käserinde oder die Haselnuss, dann schnellte die befreite Feder zurück und die Drahtschlinge brach dem Nager das Genick, wenn der Glück hatte. Oft war auch nur einfach ein Bein ab.

Seit einigen Jahren gibt es praktische kleine Fallen aus Plastic. Etwas grösser als eine Zündholzschachtel, mit einem Feder-Mechanismus, der sich quasi durch Knopfdruck spannen lässt, unten offen, so dass man sie bequem über den Köder stellen kann, ohne diesen gefahrvoll erst montieren zu müssen, und mit einer Öffnung nach vorne, so dass das hungrige Viehzeug locker den Kopf hinein strecken kann, und wenn dieser eine herunterhängende Klappe auch nur leicht berührt, so knallt die Feder eine Plastic-Guillotine nach unten und es gibt kein Entrinnen mehr, bloss noch einen raschen, sauberen Mäusetod.

Diese Falle ist leicht zu leeren, man hält sie mit Daumen und Mittelfinger, der Zeigfinger zieht den Spannhebel zurück, und die Beute fällt locker heraus, ohne dass man sie berühren muss. Es gab Jahre, da haben sich in den zehn Fallen, die ich jeweils im Haus verteilte, bis zu sechs Tiere pro Nacht gefangen. Das waren die milden, mäusereichen Jahre, in denen sich die Populationen ungehindert vermehren konnten. Vielleicht waren ja auch die Katzen etwas faul gewesen.

Letzten Winter war interessanterweise Ruhe, aber jetzt haben sich die ungebetenen Gäste wieder gemeldet. Es knistert in den Wänden und trippelt hinter den Schränken und ich habe probeweise die ersten Fallen in der Küche aufgestellt. Ein potenhzielles Opfer haben wir bereits gesichtet: gross, schlank und fit. Im Prinzip müsste ich ja dankbar sein und einen Pakt schliessen mit ihnen: jede Kalorie, die sie widerrechtlich vernichten, bleibt mir erspart, und wenn sie davon dick und träge werden, lassen sie sich leichter erwischen… Wenn das nur nicht zur Obsession wird.

PS: Während ich diese Zeilen durchgelesen habe, hörte ich aus der Kücke ein trockenes Klicken, gefolgt von etwas klapprigem Zappeln, dann war Ruhe. Das war offenbar der erste Streich.