29/12  Zu dick zum Singen?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:37

Da war heute eine Sendung im Fernsehen. Sie handelte von einem „Vorurteil“ aus dem kulturellen Bereich: Müssen Opernsänger wirklich dick sein? lautete die Frage, und ich war gespannt auf die Antwort. Der Untertitel weckte die Erwartung, man würde etwas zur Entlarvung dieses „Vorurteils“ erfahren.

Die Sendung war interessant, aber eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage hat sie nicht gebracht. In Erinnerung ist mir geblieben, dass es sich mit dickem Körper generell besser singt (Resonanz), dass die Sänger und Sängerinnen übereinstimmend sagten, ihre Leibesfülle gebe ihnen Sicherheit und Bodenhaftung, lasse sie in sich selber ruhen und erlaube ihnen eine natürliche Stimmführung.

Früher war es allgemein anerkannt, dass OpernsängerInnen wohlbeleibt waren. das komme, mutmassten einige, davon, dass der Sängertyp ganz allgemein dem angenehmen Leben zugeneigt und kein Kostverächter sei, dass der Tagesablauf mit Proben und Auftritt es gar nicht zulasse, dass man früher am Tag essen kann als spät am Abend nach der Vorstellung, was dann besonders anschlägt, wie wir wissen.

So waren früher die fülligen Stimmwunder auch problemlos akzeptiert, selbst wenn sie nicht ganz dem Idealbild einzelner Opernfiguren entsprachen… aber mit der Zeit änderte sich das Stilempfinden und es wurden Ansprüche ans Aussehen gestellt, insbesondere bei den Frauen, was dazu führte, dass einige sich einer Magenoperation unterzogen, massiv an Gewicht verloren… und dabei ihre stimmliche Qualität einbüssen mussten. Als prominentes Beispiel wurde Maria Callas genannt.

Also gut, was will uns der Beitrag sagen, was wir nicht schon gewusst haben? Dass bei Frauen in der Öffentlichkeit die Gewichtsfrage unerbittlicher thematisiert wird als bei Männern? Dass man Opfer bringen muss, wenn man Gewicht reduziert? Dass (zu) viel Gewicht auch etwas Gutes haben kann? – Letztlich dann vielleicht doch eine tröstliche Botschaft zum Jahresende.