8/1  Abgemagert?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:38

Just zum Jahresanfang erreichte uns doch die Botschaft, dass die Kaffeehaus-Kette Starbucks eine neue „Light“-Linie einzuführen gedenke… und eine Woche später tobt eine Diskussion durch die einschlägigen Blogs in den Vereinigten Staaten:

Ein(e) nicht genannt sein wollende(r) Mitarbeiter(in) des Kaffee-Brauers hat in einer öffentlich zugänglichen Website mit einiger Vehemenz ausgeführt, dass er/sie sich weigern werde, die Kunden zu fragen, ob diese einen „mageren“ („skinny“) Kaffee wollen. Denn durch diesen Begriff „mager“ könnte sich vielleicht jemand, der hinten in der Schlange noch ansteht, verletzt oder diskriminiert fühlen. Und es sollte doch zu den obersten Gechäftsprinzipien gehören, dass man political correctness pflegt. Es gebe viele Mitarbeitende bei Starbucks, die sich weigern würden, die neue Kaffee-Linie anzubieten, weshalb dieses Konzept dringend überprüft und zurückgenommen werden sollte…

Die Ausführungen haben sofort eine heftige Diskussion ausgelöst. Die meisten, die sich dazu geäussert haben, verstehen die Besorgnis nicht und regen sich darüber auf, dass es offenbar keine anderen Probleme gebe. Schliesslich qualifiziere man mit „mager“ ja keinen Menschen, sondern „nur“ einen Kaffee! Und wenn man auf jede und jeden Rücksicht nehmen wollte, die sich vielleicht und möglicherweise diskriminiert fühlen könnten, wenn der eine oder andere Begriff im öffentlichen Raum zu hören ist, dann könne man es überhaupt sein lassen mit der Kommunikation…

Die Heftigkeit, mit der diese Auseinandersetzung geführt wurde und wird, erstaunt. Ist es nur eine Frage von Toleranz bei den einen und Rücksichtsnahme bei den andern? Was muss uns zwingen, jedes Wort einzeln auf die Goldwaage zu legen? Ist die Erregung über echte oder angebliche Diskriminierung nur ein Mittel zu einem anderen Zweck? Wann überhaupt hat jemand das Recht, wirklich von Diskriminierung in eigentlichen Sinn des Wortes zu sprechen? – Viele Übergewichtige fühlen sich diskriminiert durch die Art, wie sie angesehen werden… Benachteiligung im Alltag kann ein Merkmal von Diskriminierung sein… aber die Bezeichnung für ein neues Kaffee-Angebot? Was ist dann mit Magermilch? Magerem Käse? Magerem Rindfleisch? – Vielleicht hat das englische Wort „skinny“ (eigentlich: „häutig“, „dünn“, in Richtung „ausgemergelt“) einen verletzend-negativen Beigeschmack? Die Kombination „skinny-dip“ steht für Nacktbaden… etwas, was ja bei sich bietender Gelegenheit eher lustvoll betrieben wird.

Wird der „ausgemergelte Milchkaffee“ auch bei uns zum Aufreger?