10/1  Essbewusstsein

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:23

in China, lese ich in der Zeitung (oder habe ich das am TV gesehen?), soll die Regierung ein Gesetz erlassen haben, wonach jedes Kind pro Tag einen Liter Milch trinken müsse. Dieser Trend hat sich offenbar schon länger angezeigt, denn bereits Ende Juli letzten Jahres beklagten sich die Deutschen darüber, dass China in Europa Milch im grosen Stil aufkaufe… – (Das hätte uns passieren sollen, als hierzulande noch Milchschwemme herrschte und sich die Butterberge auftürmten…) In der traditionellen chinesischen Küche spielte Milch kaum eine Rolle, da scheint also ein rabiates Umdenken stattgefunden zu haben, das auch mit chinesischer Volkskonsequenz umgesetzt und durchgepaukt wird.

Bei uns hat heute eine Studie viel Medienraum eingenommen, welche die aktuell erforschten Essgewohnheiten der Familie Schweizer beleuchtet. Zwar hat das Bewusstsein zugenommen, dass Essen „wichtig“ und „sehr wichtig“ ist, aber gleichzeitig sind die Zeiten kürzer geworden, welche für den Verzehr einzelner Mahlzeiten im Alltag aufgewendet werden. Zugenommen hat die Nachfrage nach Schnellimbiss-Möglichkeiten, aber gleichzeitig sind mehr Menschen den im Verkauf angebotenen Convienience-Lebensmitteln gegenüber kritisch eingestellt: es verbreitet sich eine gewisse Unzufriedenheit mit dem Essen.

Take-Away-Angebote figurieren auf der Befrage-Liste auf der letzten von 24 Positionen, ganz oben stehen regionale und natürlich produzierte Lebensmittel! – Die Leute wurden auch gefragt, was denn zu tun wäre, damit sich die Gesellschaft „besser“ ernährt? – Die meisten (36%) sprachen sich aus für „mehr Selbstdisziplin“, an zweiter Stelle folgte der Wunsch nach „mehr Zeit“ (27%) und erst an dritter Stelle kam das „Geld“ (21%). – Interessant ist jedoch, dass jüngere und schlechter ausgebildete Leute das Problem weniger bei der fehlenden Selbstdisziplin orten, als vielmehr bei den „Verhältnissen“, der Umwelt mit ihrem Überfluss an Angeboten und dem Zeitmangel.

Es wird nun wichtig sein, die Resultate dieser Befragung (von 1’074 Personen in der Deutsch- und der Westschweiz) sorgfältig zu analysieren und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen, sowohl für die Lebensmittelindustrie, aber auch für den Gesetzgeber, der die Verantwortung trägt für die Gestaltung der Umwelt. Ganz so zackig wie in China wird dabei wohl nicht vorgegangen, aber die Forscher sind sich bewusst, dass gerade für die Jungen im Verzug eine grosse Gefahr besteht.