12/1  Millionenlos

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:44

Eigentlich hätte man es wissen müssen. Aber immer ist da wieder diese dumpfe Hoffnung: einmal klappts vielleicht doch! – Und so kauft man sich das Ding, auch wenn man dabei denkt, dass hundert Franken im Grunde eben doch ein Batzen Geld sind und dass es kein Wunder ist, dass sich das Zeug offenbar so schlecht verkauft, dass noch bis heute die TV-Werbespots geschaltet blieben, obwohl die Dezember-Rubbelei schon längst vorbei ist.

Dann kommt die Gala-Show. Eine Art Personalfest am Leutschenbach, das halbe Publikum sind die eigenen Leute. Zum Glück gibts die Missen und die Mister, die können von Amtes wegen nicht kneifen. – Aber eben: es bleibt noch ein Quäntchen Hoffnung, denn immerhin wären vier Nobelkarossen zu gewinnen, die sich versilbern liessen und dann sind da die fünf Millionen am Stück. Ein Teil davon, das nehmen wir uns jedes Jahr vor, würde in die Stiftung fliessen, dann hätten wir wenigstens einige ruhige Jahre, in denen man sich nicht fast täglich mit der Mittelbeschaffung beschäftigen muss… und es wäre dann auch weniger schlimm, wenn unversehens einer der Sponsoren mitteilt, dass das Geld, das er in der Planungsphase noch versprochen hatte, nun doch nicht vorhanden sei.

Also lässt man die Show ihren Lauf nehmen, verfolgt das Zahlenorakel aufmerksam, macht Notizen, um ja keinen Fehler zu begehen, falls der an sich unwahrscheinliche Fall doch eintreffen sollte… aber wie jedes Jahr stellen sich die richtigen Zahlen nicht ein, von Ziehung zu Ziehung bricht etwas mehr Hoffnung weg und an Schluss bleibt alles beim Alten… nein, nicht ganz, man ist um 80 Schweizer Franken erleichtert, sofern man nicht vergisst, den Zwanziger, der quasi als Trostpreis aufgedruckt ist, noch einzulösen.

Wozu braucht der Mensch die Hoffnung, wenn doch alles eine Lotterie ist? Nun gut, es gibt jedesmal Leute, die gewinnen, denen ein gnädiges Schicksal unvermittelt einen Koffer mit Banknoten in die Hand drückt, die dann überwältigt sind, nach Worten ringen, sich bedanken… wie all die anderen Träger von Preisen, denen die Award-Lotterie eine Trophäe zugespielt hat. Wie im richtigen Leben kommt die Ernüchterung immer erst hinterher.