28/1  Holy Shit!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:48

Man schrieb das Jahr 1924, als das US-Patentamt am 6. Mai einem Patentgesuch die Nummer 1’493’222 zuteilte.

Die Vorrichtung, die mit diesem Dokument patentiert und deren wirtschaftliche Ausbeutung vor Nachahmung geschützt wurde, sah kompliziert aus, war in ihrer Wirkungsweise jedoch ziemlich einfach. Es war im Grunde so etwas wie eine grosse Briefwaage, die man nachträglich in jede bestehende WC-Schüssel einbauen konnte, so dass sie, an einer metallenen Feder hängend, in einer Art flachen Schüssel die festen Überbleibsel der menschlichen Verdauung auffing… und dabei das Gewicht der Ausscheidung mass, ganz egal, ob diese zur geschmeidigen Wurst geringelt oder doch eher breiig bis dünnflüssig war. Hatte man das Gewicht abgelesen und registriert, spülte der ordentliche Wasserschwall das fäkalische Corpus Delicti auf seinen weiteren Weg durch die Kanalisation.

Man versprach sich von diesem ausgefeilten Messinstrument Aufschluss über den Anteil an Feststoffen, die den Körper wieder verliessen, nachdem Verdauung und Stoffwechsel ihres Amtes gewaltet hatten. Wog man die genossene Nahrung, zog davon die ausgeschiedenen Reste ab, so verblieb eine Differenz, die zum einen als „Brennstoff“ für den Betrieb des Körper-Motors diente, zum andern, sofern nicht aufgebraucht, die Grundlage bilden würde für ungeliebte Fettpolster…

Für wahrhaftig Gewichts-Besessene gab diese Einrichtung aktuellen Aufschluss über das Ausmass der Erleichterung, die man sich verschaffen konnte. Mir ist es auch schon passiert, dass ich nach einer bemerkenswert ausgiebigen Session schnell nochmals auf die Waage gestanden bin, um das Resultat mit dem täglich erhobenen Morgengewicht zu vergleichen… Wobei ich in der Regel doch eher enttäuscht war: was sich nach einem Kilopond anfühlte waren meist bloss ein paar hundert Gramm. Ein grosser kommerzieller Erfolg wird dem Patent Nr. 1’493’222 wohl kaum beschieden gewesen sein.