10/4  Im Taxi

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Das war wieder so ein Moment, wo Ärger hochkocht. Ich habe eine Sitzung in Basel, komme mit dem Zug knapp an, denke, mit einem Taxi klappt es noch und nähere mich erwartungsfroh dem Fahrzeug an der Spitze der wartenden Kolonne. Der Fahrer sitzt breitspurig hinter seinem Lenkrad und schaut mich abschätzend an, dann macht er mit dem Daumen ein kleines Zeichen, das über seine Schulter nach hinten zeigt. Nemme grössere Wagen! Nix fahren.

Weiter hinten in der Kolonne steht ein kastenförmiges Auto mit hohem Einstieg, wie gemacht für schwerere ältere Menschen. Aber der Fahrer zuckt nur die Schultern und weist nach vorne, macht ein Zeichen, dass er noch nicht an der Reihe sei, ich solle gefälligst mit einem Wagen fahren, der vorne steht. – Das ist typisch für Basels Taxiszene. Entweder beschimpfen sie sich gegenseitig, weil sie sich die Fahrgäste abspenstig machen, oder sie weisen dich ab, wenn du etwas grösser und breiter bist als der Durchschnitt, weil sie zu faul sind, den Sitz nach hinten zu verstellen. Ich kenne keine Stadt – und ich bin ziemlich weit herum gekommen – wo die Taxifahrer ähnlich ungehobelt und primitiv sind wie in Basel.

Als ich dann in einer andern Kolonne doch noch das Spitzenfahrzeug besteigen kann und eine entsprechende Bemerkung mache, belehrt mich der Mann, dass er mich eigentlich gar nicht fahren müsste, dass es eine Zumutung sei, einen so schweren Fahrgast aufzunehmen, das sei schlecht fürs Auto. Und was ist, frage ich, wenn jemand nicht gut zu Fuss ist? Dafür gibt es Behindertentaxis, lautet die lakonische Antwort. – Basels Taxibetrieb ist eine Schande, und niemand scheint sich daran zu stören.