16/4  Dritter Tag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:43

Während die Gruppe vor Mittag aufbricht zu einem auf vier Stunden angelegten Gewaltsmarsch, begebe ich mich ins Thermalbad und in die Saunalandschaft. Es ist ein Nachmittag der Entspannung und des moderaten, gelenkschonenden sich Bewegens. Ich geniesse die Wärme des Wassers, lasse mich durchwalken am Düsen-Kordon, wechsle brav die Position, wenn das gelbe Blinkzeichen aufleuchtet und halte mich strikt an die Vorgabe, nicht länger als 20 Minuten am Stück im salzigen Nass zu verweilen.

Die Sauna ist gepflegt, drei Räume mit unterschiedlicher Temperatur und eine Dampfkammer, im Zentrum eine hohe Regendusche, aus der man es in verschiedener Wärme tröpfeln lassen kann, darum herum ein Kneippbecken und ein kleiner, gemauerter Bottich zum Abkühlen. Alles gediegen und überschaubar. So geht der Nachmittag in bedächtiger Musse vorbei.

Man sagt, beim Fasten komme am dritten Tag die Krise. Davon habe ich nichts gemerkt. Im Gegenteil: es scheint mir inzwischen ganz natürlich, auf feste Nahrung zu verzichten, allenfalls an einem Stück Knäckebrot zu knabbern, sonst Wasser zu trinken und die Gemüse- und Fruchtsäfte zu löffeln, wenn Mahlzeiten angesagt sind.

Am Abend ein weiterer Vortrag: diesmal geht es um die Wirkung der Pflanzen als Schmerzstiller und es ist verblüffend und beeindruckend, wie da mit traditioneller Überlieferung praktisch gegen jeden Schmerz ein Kraut gewachsen ist. Wie weit haben wir uns von unseren Ursprüngen entfernt, dass wir all dies in unserem Alltag verlernt haben? Und dass heute wieder aufwändige Versuchsreihen nötig sind, um Wirkungen zu belegen, die für unsere Ahnen selbstverständlich waren?