18/4  Fünfter Tag

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:58

Am Abend sitzt die Gruppe zusammen und zieht eine erste Bilanz. Die Leitung will von allen Teilnehmenden wissen, was sie aus dieser Woche mit nach Hause nehmen, um künftig nicht nur das in diesen Tagen erreichte Gewicht zu halten, sondern noch weiter abzunehmen bis zu einem – realistischen – Zielgewicht.

Die Antworten sind so verschieden, wie es die Menschen und ihre Lebensumstände und Vorlieben sind. Die meisten haben gelernt, dass generell auch kleinere Mengen sättigend wirken, dass sie in der Auswahl ihrer Nahrungsmittel künftig viel wählerischer und sorgfältiger, auf natürliche Produkte bedacht sein wollen. Dass Genuss durchaus erlaubt ist, aber bewusst und mit Mass. Dass sie versuchen wollen, wann immer es geht, auf eine der täglichen Mahlzeiten zu verzichten. Dass sie sich vornehmen, mehr Bewegung in ihren Alltag einzuplanen, wobei Planung wichtig ist: mit dem einfachen Vorsatz ist es nicht getan, denn der geht unter im täglichen Geschehen; sportliche Aktivitäten sollen möglichst strikte geplant und eingehalten werden. „Sündenfälle“ sind nicht zu vermeiden, aber sie sollen nur gelegentlich und nicht mehrmals hintereinander vorkommen. Die regelmässige Gewichtskontrolle ist wichtig, denn sie erlaubt eine rasche und konsequente Reaktion, wenn der Trend in die falsche Richtung geht.

Das Phänomen ist ja bekannt bei Seminaren und Kursen: am Ende entwickelt sich ein Hochgfefühl der Motivation und Überzeugung und man ist sicher, dass sich nun alles ändern wird… und kaum ist man zurück in der vertrauten Umwelt und im täglichen Alltagstrott, bröckeln die Vorsätze und rücken die Ziele in weite Ferne… – Sollte dies geschehen, müsste eine Auffrischung und eine gegenseitige Ermutigung und Bestärkung in einem nächsten Seminar stattfinden…

Im Anschluss referiert ein Bäckermeister aus Freiburg im Breisgau. Er hat sich konsequent für die traditionelle Produktionsweise „von Hand“ entschieden, bearbeitet die Teige, die aus rein natürlichen Rohstoffen bestehen, wie seine Vorfahren, und stellt Brote her, die sich bezüglich Geschmack und Haltbarkeit klar von der Massenware abheben, die im Grosshandel angeboten wird. Aber auch er ist ein Spielball der globalisierten Trends geworden, unterliegt dem Preisdiktat für Getreide, wie es durch die herrschende Knappheit gegeben ist… Noch kann er sich in seiner Nische erfolgreich halten und sogar wachsen, solange der Kunde bereit ist, für die bessere Qualität zu bezahlen. Aber wie lange wird dies der Fall sein? – All die andern Dinge, wie heute bei der industriellen Brotproduktion mit Tricksereien das Produkt verändert, verfälscht und verschandelt wird, möchte ich so rasch wie möglich wieder vergessen… sonst beisse ich mein Lebtag lang nie mehr freudig in eine knusprige Kruste… und der Weg nach Freiburg wäre doch etwas weit, wenn wir uns nicht ein passendes Distributions- und Bezugssystem einrichten können.