15/6  Das im Glas

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:08

Ich weiss, dieser Werbespruch galt einst dem Toni-Joghurt, als noch heftig darüber gestritten wurde, was ökologisch besser sei, der Plastic-Becher oder das Recycling-Glas. Aber es gab damals auch noch andere Esswaren „im Glas“, vornehmlich die Babynahrung von Hipp oder Milupa und wie sie alle hiessen. Sie waren nicht besonders gut, aber sie galten als gesund und ausgewogen und man ergänzte sie mit püriertem Gemüse und fein geraffelten Rüebli, weil man seinem Nachwuchs ja nur das beste vom Besten bieten wollte.

Nun geht eine Geschichte durch die englischen Medien, die all diese Erinnerungen an die kulinarische Aufzucht der eigenen Brut wieder wachruft: die kleine Courtney Boswell ist anderthalb Jahre alt und ernährt sich ausschliesslich von Pommes-Frites (die man in England „Chips“ nennt). Sie sei übergewichtig, sagen die beobachtenden Spezialisten, und wiege, was ein vierjähriges Kind. Und ihre Mutter gibt sich völlig uneinsichtig: die Kleine möge nun mal nichts anderes, Gemüse werfe sie jeweils weit weg, aber sie sei nicht zu dick, höchtens etwas pummelig.

Die von den Medien befragten Experten sind entsetzt. Das Kind kriege so keine Vitamine und Mineralien, es werde an Mangelerscheinungen und früh an Begleitkrankheiten leiden. Die Mutter solle sofort einen Arzt konsultieren und nach Wegen suchen, wie sie die einseitige Vorliebe ihrer Tochter beim Essen verändern könne. Gut gemeinte Ratschläge, die wohl wenig nützen werden. – Man hat in letzter Zeit viel gelesen von Müttern und Eltern, die ihre Kleinkinder elendiglich verhungern liessen oder zu Tode quälten. Überfütterung ist auch eine Form von Tortur und von Qal, nur gibt es dafür noch keinen justiziablen Tatbestand.