22/6  Bauermahlzeit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:57

Der Duft von gebratenem Fleisch lag schon schwer auf der Landschaft, als wir kurz nach Mittag eintrafen. Die Nachbarsleute von Hof nebenan hatten eingeladen. Sie wollten schon lange mal ein Fest machen mit den Menschen, die zwar im gleichen Weiler und in den angrenzenden Dörfern leben, die man zwar kennt, aber nur gelegentlich trifft. Und so sind sie aus allen Richtungen angekommen.

Die grosse Scheune war leergeräumt worden, Tische und Banke standen da und an den Wänden zog sich ein verschwenderisches Büffet hin mit Salaten aller Art, Getränken, vom selbstgepressten Most aus der grossen Flasche bis zum Rotwein aus der Region, und draussen stand der Grill, bedient von der Jungmannschaft, auf dem sich saftiges Rindsfleisch naben Schweinelenden reihte, umgeben von einem Kranz ganz verschiedener Würste, olmamässig oder bauernbrat-, in Specktranchen gewickelte Knacker und die klassischen, eingeschnittenen Cervelats.

Da gab es auch ein Wiedersehen mit Leuen, die man vor vielen Jahren als Kinder gekannt hatte, nun auch bestallt und ins Alter gekommen, in Würde gereift und voll von Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse. Weisst du noch? – Im Flug vergeht die Zeit, das Dessertbüffet wird aufgetragen, ein ganzes Schlaraffenland von selbstgebackenen Kuchen und Torten, Fruchtsalaten und Glacéspezialitäten… Ein Festschmaus in der Scheune, umfächelt vom heissen Sommerwind, der durch die Ritzen dringt… was gibt es Gemütlicheres und welcher Anlass wäre besser, um bewusst zu schlemmen, mit Mass, aber mit vollem Genuss. Und ich denke kaum, dass ich morgen viel schwerer bin.