29/7  Himmel und Hölle

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:09

Abgesehen davon, dass man überall unter der wieder sommerilch angestiegenen Hitze leidet: hier im obersten Stockwerk der Klinik sammelt sich die Wärme an, von draussen kommt keine Kühlung, aber zumindest ein belebender Luftzug weht durch den Raum, wenn die Türe zum Gang geöffnet ist. Man darf gar nicht daran denken, wie sich die Patienten in den Lazaretts in Afrikanischen Staaten fühlen müssen, mit schlimmeren Wunden und weiger Schmerzprophylaxe… Da haben wirs ja wieder einmal gut.

Heute ging der Bewegungsunterricht weiter: ausgedehntes Marschieren durch die Gänge mit erhöhtem Tempo und neu: Treppensteigen. Dabei habe ich eine Faustregel gelernt: Das Gesunde geht in den Himmel – das Kranke geht in die Hölle. Gemeint sind die Beine, und ich habe realisiert, dass ich das mit dem schmerzenden Knie von mir aus schon so gemacht hatte. Wie also geht das Ding: Abwärts stellst du zuerst die Stöcke auf die untere Treppenstufe, dann stellst du das „kranke“ (also operierte) Bein vorsichtig hinunter und federst diesen Schritt mit dem gesunden Knie, das auf den oberen Tritt stehen bleibt, aus. Dann stellst du das gesunde Bein nach und dann wieder die Stöcke nach unten… undsofort.

Aufwärts geht es umgekehrt: der Fuss des gesunden Beins geht als erster hinauf („in den Himmel“, die Stöcke folgen und das kranke (operoerte) Bein wird nachgestellt. Undsofort. Dazu kann auch das Geländer gebraucht werden, an dem sich der ganze Körper hochziehen lässt. Eigentlich logisch. Muss aber doch intensiv geschult werden, damit die Bewegungsaläufe flüssig und zur Routine werden. Denn die grösste Gefahr besteht im übereilten Hasten und es braucht wenig, um die Körperfülle ins Schwanken, Straucheln oder gar Stürzen zu bringen… So hat das alte Kinderspiel, dessen Felder wir mit Kreide auf den Schulhof gezeichnet und dann erhüpft haben, einen neuen Sinn bekommen.