22/9  Risiko Salat?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:45

Ein Enfant Terrible unter den Ernährungsgurus hat unlängst die provokative These formuliert, dass Salate eine völlig wertlose Nahrung seien, da sie keinerlei Nährwert enthielten, allenfalls so viel Zellstoff wie eine Papierserviette, mit einem Glas Wasser eingenommen.

Gut, man kann da entgegenhalten, dass ein interessanter Mix mit Mais und Karrotten, Tomaten, Feta-Stückchen, verschiedenen Sprossen, etwas Rucola, Eisbergsalat, etc… durchaus einen Gaumenreiz bedeuten würde, wenn noch verbunden mit einem leckeren Balsamico, kaltgepresstem Olivenöl, oder gar einer Knoblauch-Sauce, ein bekömmlicher Auftakt zu einer Mahlzeit sei, der sich aus einer Papierserviette so kaum zubereiten liesse.

Aber nun wird eine Studie aus England bekannt, die dem fixfertig abgepackten und gewaschenen Salat ein wahres Gesundheits-Risiko-Potenzial bescheinigt. Eine Anzahl von Lebensmittel-Vergiftungen seien eindeutig auf solche Salate zurückzuführen, und wenn man bedenke, unter welchen hygienischen Bedingungen oft solche Salate im Ausland (wenn sie aus Spanien eingeflogen werden) produziert würden, dann sei es auf jeden Fall ratsam, auch den schon gewaschenen Salat nochmals einer Wäsche zu unterziehen, obwohl diese ja eigentlich den Bakterien, wenn sie sich schon auf den Blättern niedergelassen hätten, nichts mehr anzuhaben vermöge…

Verunreinigungen des Salates kämen aus der Umwelt… – Und es wäre besser, das Grünzeug direkt beim Bauern oder auf dem Frischmarkt zu kaufen, so lautet die Empfehlung. – Es stimmt: die bäuerlich-direkte Herkunft des Nüssli-Salates (zu deutsch: Feldsalat) eröffnet sich mir beim Essen durch das Knirschen von Sand unter den Zähnen… und dieses Knirschen weckt bei mir atavistische Vorstellungen vom natürlichen Leben, als wir noch Felle trugen und in Höhlen lebten, als wir unsere Grünspeise direkt aus der Erde zupften und noch „natürlich“ lebten, mit intakten Immunsystemen ausgerüstet, ohne Kunstdünger und Treibhaus, hors-sol und künstliche Beleuchtung… Man muss nicht einmal so weit zurück in der Erinnerung. Es genügt die Erfahrung, die man als Bauernbub gemacht hat, beim Znüni auf der Scholle, mit erdverkrusteten Fingern, das Stück Brot und der Schnifel Käse in der Hand… Es sind wohl nicht die Verunreinigungen, die uns in Gefahr bringen, es ist unser Abwehrsystem, das in steriler Umgebung völlig erschlafft ist, und das auch durch die werbewirksam angepriesenen Milchdrinklein nur behelfsmässig aus der Reserve gelockt werden kann.

Auf meine tägliche Salat-Portion, wenn sie knackig und frisch ist, lasse ich nichts kommen.