7/10  Gesund essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:10

Ein interessanter Bericht steht im SPIEGEL: da hat ein junger Profikoch die Idee, er könnte arbeitslosen Menschen das „gesunde“ Kochen beibringen, denn er sieht, dass es vor allem Leute am unteren Rand des Existenzminimums sind, die sich mit Junk-Food ungesund ernähren und deshalb dick werden. Also bietet er Kurse an, in denen er mit viel Elan vermittelt, wie man sich abwechslungsreiche, ausgewogene Vollwert-Mahlzeiten zubereiten kann, die erst noch besser schmecken als die Kost aus dem Schnellimbiss.

Die Teilnehmenden sind begeistert, machen mit, lernen und entwickeln sich in kurzer Zeit zu richtigen HobbyköchInnen, nachdem sie auf den Geschmack gekommen sind. Nun wollen auch sie sich gesund ernähren. – Aber da haben sie die Rechnung ohne den Zahlmeister gemacht. Am Ende des Kurses steht fest: will man sich vernünftig und gesundheitsförderlich von Frischprodukten ernähren, so muss man dafür im Schnitt pro Tag 8 Euro ausgeben. Bei den staatlichen Berechnungen, die dem Arbeitslosengeld zugrunde liegen, geht man aber von Verpflegungskosten von knapp 4 Euro pro Tag aus. Und weil das nicht viel ist, liefert das Arbeitslosenamt gerade noch Menü-Empfehlungen mit: Billige Fertiggerichte zum Aufwärmen aus dem Supermarkt…

Ein sprechendes Beispiel für einen der vielen Widersprüche zwischen dem Wünschbaren und dem Möglichen. Und das wird bei uns nicht anders sein als in Deutschland. – Hierzulande hat der Kassensturz eben in einem Report aufgedeckt, wieviel Zucker und Fett in den verschiedenen Frühstücksflocken stecken, die unseren Kids in der Werbung als „besonders gesund“ angepriesen werden… – Aber gemach, da müssen wir uns nun wirklich keine Sorgen machen: seit über den geplanten Vorstoss der Konsumenten-Organisationen berichtet wird, für ein Verbot von Werbung für überzuckete und allzu fetthaltige Nahrungsmittel, die sich an Kinder wendet, werden die Vertreter der Werbebranche nicht müde, in vorauseilenden Jeremiaden zu lamentieren, dass die Werbung, die sich an Kinder wendet, ja sowieso völlig und absolut und überhaupt wirkungslos sei, das hätten namhafte Studien gezeigt… und wenn man diese wirkungslose (und also eigentlich unnötige) Werbung einschränken würde, dann müsste die ganze Werbe- und Lebensmittelindustrie krachend in sich zusammenstürzen… – Wir sind beeindruckt und denken, es reicht am Banken-Crash, da wollen wir nicht noch mutwillig die ganze Food-Branche ruinieren, bewahre! – Sollen die Kinder halt gesund essen, wenn sie arbeitslos geworden sind.