10/10  Je älter desto dicker

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:07

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne hat 6’000 Personen zwischen 35 und 75 Jahren bezüglich Übergewicht und Adipositas untersucht. Dabei wurden zwei verschiedene Kriterien für die Beurteilung des Körpergewichts angewendet: einmal wurde der Body Mass Index (BMI) berechnet (Körpergewicht in Kilo, geteilt durch Grösse in Metern im Quadrat), zum andern wurde der Bauchumfang gemessen (Adipositas beginnt bei Frauen über 88 cm, bei Männern über 102 cm).

Das Reslutat der 6’000 Messungen ist interessant: von allen Probanden aller Altersklassen sind 17% der Männer und 14% der Frauen adipös, wenn es nach dem BMI geht, und 24% der Männer und 31% der Frauen sind adipös, wenn man den Bauchumfang als Grundlage nimmt. Dieser Unterschied zeigt, dass der Bauchumfang an sich ein „besserer“ Indikator ist für das Vorhandensein eines gesundheitlichen Risikos durch Übergewicht/Adipositas. Dies unterstreicht die Kritik, die in Fachkreisen schon lange der Masseinheit BMI gegenüber laut wird. – Gemäss der letztmals 2002 erhobenen „offiziellen“ Statistik waren 8% der Schweizer adipös… diese Zahl, das wusste man, ist zu tief, weil in der Schweiz diese Werte nicht „gemessen“ sondern nur telefonisch „abgefragt“ werden… man ging davon aus, dass es wohl doppelt so viele sein müssten… die Erhebungen aus Lausanne bestätigen diese Vermutung klar.

Spannend ist jedoch der Alters-Faktor. Es ist zwar allgemein bekannt, dass der Mensch im Alter weniger Energie verbraucht und daher automatisch „schwerer“ wird, wenn er nach 45 im gleichen Stil weiterlebt wie vorher (man geht von einem Kilo pro Jahr aus); aber so exakt vermesen wurden die Daten bisher noch nie. Sie bestätigen die Annahme: geht es nach BMI, dann sind von den Frauen im Alter zwischen 65 und 75 Jahren 17% adipös, bei den Männern sind es 22%. Und geht man nach dem Bauchumfang, so sind es sogar 45% der Frauen und 40% der Männer! – Eindrückliche Zahlen, die zeigen, dass die Adipositas-Welle über kurz oder lang in die Altersheime schwappen wird, sofern die angejahrten Dicken – infolge kürzerer Lebenserwartung – nicht vorzeitig wegsterben.

Auch die gesundheitspolitische Herausforderung wird zunehmen. Prävention tut Not.