11/10  Abschied, historisch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:17

Ein rauschender Abend im Festzelt, über 2000 Leute sind nach Gunzwil gepilgert, um vom alten Landessender Beromünster Abschied zu nehmen, der für viele ein Stück Heimat bedeutet hat, 77 Jahre lang.

1931 wurde er in Betrieb genommen und der „Landessender“ löste mit seinem Einheitsprogramm die drei früher autonomen Radios in Basel, Bern und Zürich ab. Gemeinsam mussten sie sich fortan in das Beromünster-Programm teilen, das während des Krieges eine europaweite Bedeutung erlangte. Das Beromünster-Mittelwellen-Programm war jahrzehntelang das Radioprogramm der Schweiz und prägte den helvetischen Alltag mit seinem Zeitzeichen um 12.30 Uhr und mit den drei verschiedenen Pausen-Melodien… Als 1964 der Name „Beromünster“ im Programm abgelöst wurde durch die Formel „Radio DRS“ (für Radio der deutschen und der rätoromanischen Schweiz), war eine historische Epoche zu Ende, fortan gab es zwei Programme, die sich gegenseitig ergänzten, eines auf Mittelwelle und UKW, das andere (das zweite, „kulturelle“) nur über UKW.

24 Jahre später, 1978, wurde die Mitttelwelle auch technisch heruntergefahren und abgelöst durch UKW, denn die Entwicklungsländer brauchten Radio-Frequenzen, und dafür eignete sich die Mittelwelle. So dümpelte die Beromünster-Frequenz vor sich hin, bis wir sie 1996 aus dem Dornröslein-Schlaf weckten und ihr ein neues Kleid verpassten, die „Musikwelle 531“, die rasch ein neues, begeistertes Publikum fand. Inzwischen aber entsprach das Mittelwellen-Signal nicht mehr den Normen, wie sie für elektromagnetische Immissionen gelten. Der Sender liess sich nicht sanieren, Ende 2008 muss er abgestellt werden. Das Programm wird über die digitalen DAB-Sender, über Kabel und über Satellit weiter verbreitet.

Das Ende der alten Landessender-Sendeanalge wurde also an diesem Wochenende mit einem grossen Volksfest begangen. Ein nostalgisch angehauchtes Bühnenprogramm fand ein begeistertes Echo… und als zeitlose Vertreter der schweizer Volkskultur traten drei Barden auf, die auch schon in die Jahre gekommen sind und die sich in besonderer Weise um unser SAPS-Thema verdient gemacht haben: „Jetz mues de Buuch weg!“ schmetterten die drei Eugster-Brüder, die sich einander von der Form her inzwischen auch angenähert haben. Und mit einem von ihnen haben wir seinerzeit die Idee einer „Abnehm-Wette“ geplant, die jedoch nicht weiter verfolgt wurde… – Du hörst von mir! rief mir Guido Eugster zu. Und ich harre gespannt des Anrufs, der da kommen wird. Wetten dass?