22/10  Schulzucker

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:26

Früher war es die Familie: Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland! Die Weisheit, die von Jeremias Gotthelf stammt, hat heute über weite Strecken abgedankt, obwohl sie immer noch gerne zitiert wird.

Die Schule ist zum Allheilmittel geworden und der Lehrerschaft wird aufgebürdet, wofür „im Hause“ die Vorbild-Funktion gefehlt hat. Das gilt immer mehr auch für eine gesunde Ernährung und es kommt nicht von ungefähr, dass in der Adipositas-Prävention jene Aktivitäten eine zentrale Rolle spielen, die über die Schule an die Kinder gerichtet sind, beginnend schon im Kindergarten (Frau Blocher nimmt es mit Stirnrunzeln zur Kenntnis), dann stufengerecht weitergeführt werden… schliesslich hat man ja früher auch mit dem richtigen Zähneputzen in der Schule die Geissel Karies besiegt.

So weit so gut. Wenn die Schule unsere Jugend auf „das Leben“ vorbereitet, dann gehört das Wissen um eine gesunde Lebensweise dazu. – Dass dieses aber ohne die tätige Mitwirkung des Elternhauses nicht gelingen kann, das zeigt eine schmerzliche Erfahrung, die an Schulen im englischen Wales gemacht werden musste, wie die BBC berichtet:

Dort hat man im Zuge eines nationalen Präventionsprogramms auf gesunde Schulverpflegung umgestellt und unter anderem nur noch ungezuckerten Tee ausgeschenkt. Dies hat eine massive Protestbewegung bei den Schülern und ihren Eltern ausgelöst. Immer mehr Schüler wurden zuhause angewiesen, über Mittag nicht mehr in der Schule zu essen, sondern sich im Restaurant zu verpflegen. Sie nahmen eigenen Zucker mit, um ihren Tee zu süssen, was von der Schulleitung prompt verboten wurde… Nicht aus eigenem Willen, wie sie betonte, sondern auf Veranlassung der übergeordneten Behörde. Nach diesem Zuckerverbot eskalierte der Konflikt, bis die Direktion einlenkte und Hand bot zu einem Kompromiss: eingeführt wurde die Zwei-Löffel-Zucker-Regel.

Der Weg zu gesunder Ernährung ist mir guten Absichten gepflastert. Verbote nützen wenig, das weiss man, wenn es ums Verhalten des Einzelnen geht und wenn Ausweichmöglichkeiten bestehen. Motivation und Überzeugung können hier hilfreicher sein. Da hat man es offenbar in Bayern geschickter angepackt, wo das Projekt Tiger Kids für gesunde Ernährung und Bewegung im Kindergarten allenthalben eine positive Resonanz findet.