25/11  Imitationen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:48

Auf diesen alten vergilbten Fotos mit den gezackten Rändern sehen die Kinder aus wie Erwachsene in Miniaturformat. Es ist, als hätten sie keine Kindheit zu haben, als wären sie gefangen in verkleinerten Ebenbildern ihrer Erzeuger… Dann kam die Befreiung. Die Kids traten aus dem Schatten der Grossen heraus, durften ihre eigene Identität leben, in Kleidung und Ausdruck… und es kümmerte wenig, dass es im Gegenzug plötzlich Erwachsene gab, die das kindliche Dasein als nachahmenswert empfanden und sich so bunt zu kleiden begannen und sich so unkonventionell benahmen wie die Kleinsten.

Jetzt holt uns die Gleichmacherei über den Umweg der Fitness wieder ein. Der neueste Clou im Angebot der Weihnachtsgeschenke: Fitness-Maschinen, wie sie die Grossen haben, einfach als Spielzeug verkleidet. Da gibt es das Mini-Laufband, auf dem die Knirpse stöffeln können, den kleinen Hometrainer im Fisher-Price-Look, den Miniatur-Strider fürs beflissene Training… Ist es das, was wir wollen? Würde es nicht reichen, wenn wir den Kleinen mehr Freiheit böten, im Hause und draussen gefahrlos herumzutollen, zu rennen, zu klettern, zu balancieren und Fangen zu spielen? – Müssen wir sie dazu anhalten, die Erwachsenenwelt auch hier zu imitieren? Früh genug werden sie durch die Werbung auf die Standards der Grossen konditioniert.

Auch wenn alles, was Kinder dazu bringen kann, sich mehr zu bewegen, grundsätzlich Lob und Anerkennung verdient: das muss es wohl nicht sein, oder?