21/12  Wahre Prognosen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Gegen Ende des Jahres kommen all die Wahr- und VoraussagerInnen aus ihren Löchern gekrochen und entwerfen die Zukunftspläne für 2009. Die Spekulationen blühen und wer daran glauben mag, kommt ausgiebig auf seine Rechnung. Das Beschämende an der Sache ist doch, dass man zwar sagt, man glaube nicht an diesen Hokuspokus, aber heimlich liest man dann doch was in den Heften steht, und wenn nicht so viele Leute es lesen würden, käme auch kein Blattmacher auf die Idee, so viel guten Platz für so viel Quatsch zu verschwenden, nur um dann später wieder beweisen zu können, wo überall die Zukunftszunft sich geirrt habe…

Wahr- oder Unwahrsagerei ist das eine. Prognosen sind das andere: Prognosen in Form von Projektionen aufgrund wissenschaftlich erhobener Fakten. So wirt zum Beispiel in diesen Tagen vorausgesagt, dass in England im Jahr 2012 dreissig Prozent der erwachsenen Bevölkerung adipös sein werden. Und es ist nicht irgendein Sternenguckerheftlein, das diese Behauptung aufstellt, sondern das angesehene Journal of Epidemiology and Community Health.

Das sind dreimal so viele wie wir heute bei uns haben. Die Voraussage beruht auf der Analyse der Zahlen zwischen 1993 und 2004. Was dabei zu denken gibt: die nationalen Präventionsstrategien, die England im Kampf gegen das Übergewicht eingeleitet hat, scheinen also bei diesen Berechnungen eine untergeordnete Rolle zu spielen… es sei denn, ohne diese Massnahmen wäre die Anzahl der Adipösen noch höher als 30%! Darüber ist in den Berichten nichts zu lesen. Der Unterschied zur herkömmlichen Jahresend-Wahrsagerei besteht allerdings darin, dass es hier nicht um Himmelskörper am Firmament geht, sondern um ganz reale Fettablagerungen an irdischen Menschenkörpern, die in ihrer Endlichkeit messbar und begrenzt sind.