23/2  Aufklärungs-Falle

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:24

Das Internet ist gepflastert mit den unglaublichsten Angeboten, wie man rasch und mühelos und dauerhaft abnehmen kann, wissenschaftlich überprüft, von Ärzten empfohlen, ohne sich sportlich zu betätigen und ohne auf die Leibspeisen zu verzichten… Wenn man bei Google den Begriff „Abnehmen“ eingibt, kommen Hinweise auf über 6 Millionen Textstellen zum Thema… aber auf jeder Seite finden sich ca. 15 verschiedene Werbe-Angebote, wie man in einem Monat bis zu 16 Kilo abnehmen kann, ohne jede Anstrengung, im Büro, nebenher, die Kur für 10 Tage à 259 Franken…

Eine Untersuchung in England hat ergeben, dass es vor allem Frauen zwischen 35 und 64 sind, die in diese Reklame-Falle für einfachen Gewichtsverlust tappen; sie geben pro Jahr geschätzte 20 Millionen Britische Pfund aus (das sind 34 Millionen Schweizer Franken). Es sind etwa 200’000 Frauen, die auf diese Weise je ca. 100 Pfund „verlieren“ für angeblich wirksame Produkte, die im besten Fall nutzlos sind, oft gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen haben, kurz: in die Kategorie der böswilligen Täuschung und Abzocke gehören.

Um hier Gegensteuer zu geben, hat der britische Konsumentenschutz damit begonnen, nach einem in USA und Kanada erprobten Muster selber im Internet „Wundermittel“ anzupreisen, genau so aufgemacht und dargestellt wie die bekannten Angebote… aber eben nur zum Jux, sogenannte Fakes. Beginnt man zu lesen, ist man angetan von den grossmundigen Versprechungen, man will mehr wissen, möchte eine Gratis-Probe bestellen, klickt den entsprechenden „Button“ an… und: Schwupps! Landet man auf einer informativen Seite, welche aufklärt und vor den Gefahren solcher Angebote im Internet warnt.

Zwei gute Beispiele für solche „Aufklärungs-Fallen“ sind etwa Fat Foe (Fett-Feind), dabei geht es um grosse Pflaster, die man nur auf die Stellen kleben muss, an denen man abnehmen möchte, um seinen Pölsterchen für imer Lebewohl zu sagen… Oder Glucobate, ein angeblich reines Naturprodukt, Extrakt einer besonderen Melonenart, das den Blutzucker senkt und Diabetes direkt bekämpft… – Studiert man diese Werbe-Websites im Wissen, dass es sich um Jux-Produkte handelt, so fragt man sich, wie blöd eigentlich Leute sein müssen, die auf so etwas hereinfallen… aber dann realisiert man, dass Wortwahl und Anpreisung exakt die Beschreibung all jener angeblichen „Wunder-Produkte“ imitieren, die uns tagtäglich auf ganzseitigen Zeitungsinseraten empfohlen werden. Und – Hand aufs Herz – würden solche Inserate überhaupt geschaltet, wenn sich damit nicht ein unanständiger Haufen Kohle machen liesse?

Das Vorgehen der Behörden in England ist originell… aber ob es überhaupt etwas bewirken kann, das ist mehr als fraglich, wenn man von den ungleich langen Spiessen ausgeht, mit denen hier gekämpft werden muss.