8/5  Amsterdam (3)

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:41

Allgemein, so ist die Auffassung, hat es dieses Jahr deutlich weniger Aussteller, die ihre Produkte präsentieren. Grosse Pharma-Multis fehlen, weil sie entweder keine Angebote mehr im Adipositas-Sortiment haben (Roche und Sanofi-Aventis) oder weil sie die Krise spüren… Gestern Abend eine Einladung von Glaxo-Smith-Kline, die vor der Europa-Einführung des Xenical-Nachfolge-Produktes „alli“ stehen. Mein Tischnachbar ist Neville Rigby, ein britischer Publizist, den ich schon gelegentlich hier im Blog zitiert habe; er ist dabei, ein europäisches Netzwerk zu gründen mit Organisationen, die sich für übergewichtige und adipöse Menschen einsetzen… gut, dass wir uns getroffen haben, da kann was draus werden.

Heute dann Referate aus dem Bereich der Ernährungsumstellung: die alte Diskussion, wie „gut“ eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten gegenüber einer mit wenig Fett abschneidet… vergleichende Versuche zeigen, dass wenig Kohlenhydrate kurzfristig mehr Erfolg brfingen, dass aber wenig nicht viel ist über Langzeitwirkungen und die Nachhaltigkeit des Erfolgs. – Eine spannende Analyse der Sterblickeitsraten aus USA zeigt das „Obesity-Paradox“ auf: es gibt chronische Krankheiten (Nieren-Insuffizienz, Cardiovaskuläre Erkrankungen, Lungen-Probleme und Rheumatismus), mit denen übergewichtige Menschen deutlich länger leben als Normalgewichtige… Das ist zunächst ein rein statistischer Befund, über dessen Ursachen man noch nichts weiss. Zu folgern ist allerdings, dass Magersucht offenbar „lebensgefährlicher“ ist als Übergewicht und der Referent kommt zu Schluss, dass trotz der veränderten Umwelt die uralte genetische Formel im Prinzip immer noch funktioniert: dass angelegte Fettreserven das Überleben auch heute noch zu sichern vermögen… selbst wenn sie im Gegenzug gewisse andere Risiken und Gefahren mit sich bringen. (Der Vortrag löste einige harsche Reaktionen aus, wohl vor allem deshalb, weil diese „Erkenntnis“ zwar für bestimmte Gruppen von Adipösen zutreffen mag, bei denen nicht alle Begleiterkrankungen gleichermassen ausgeprägt sind, aber eben nicht für alle oder gar die Mehrheit…)

Wir werden heute Abend beim Abbott-Nachtessen etwas zu diskutieren haben.