7/6  Gestanks-Attacke

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:42

In letzter Zeit häuften sich im deutschen Privat-Fernsehen die Berichte über total zugemüllte Wohnungen, in denen Messie-Sammlungen und Speisereste vor sich hin verrotteten und einen Gestank entfalteten, der das Reinigungspersonal zwang, sich mit Atemmasken zu schützen… und in all diesen Wohnungen lebten Menschen, die sich mit der Situation abgefunden hatten, zum Teil über Jahre… unvorstellbar, wo unsereins doch meist schon die Nase rümpft und den Atem nur noch ganz vorsichtig einzieht, wenn wir ein Wartezimmer betreten, in dem schon mehr als drei Leute sitzen…

Wie muss es dann wohl gestunken haben in jenem Bürohaus in San José im Silicon Valley, wo eine Kommunikationsfirma ihr Call-Center hatte, wenn es 28 Menschen von dem Geruch so schlecht wurde, dass sie sich erbrechen mussten und sieben von ihnen ambulanzmässig ins Spital gebracht wurden? – Schuld an der Geschichte war ein Gemeinschafts-Kühlschrank. In dem müssen sich seit langer Zeit Essensreste befunden haben, die still vor sich hin gammelten. Die Putzfrau, die für den Kühlschrank zuständig war, hatte sich kurz vorher einen Nasenoperation unterziehen müssen, um eine Allergie zu beheben… so kam es, dass dieser der üble Geruch gar nicht aufgefallen war. Sie räumte den Frigo aus, packte die verfaulenden Reste auf den Tisch, von wo aus sich der Gestank durchs Haus zu verbreiten begann. Jetzt traten beherzte Mitarbeitende auf den Plan, die den üblen Geruch mit massivem Deo-Spray-Einsatz zu bekämpfen versuchten, was die Mischung aber offenbar nur noch ekliger und beissender machte, so dass das grosse Kotzen erst richtig losging…

Darauf trat der für Katastrophen vorgesehene Evakuations-Plan in Funktion, die ganze Belegschaft von 325 Leuten stürmte aus dem Haus und versammelte sich routinemässig auf dem Parkplatz, das die alarmierte Feuerwehr mit 50 Mann und 18 Löschfahrzeugen angebraust kam… und einigen Ambulanzen, welche die am schlimmsten betroffenen Opfer sogleich abtransportierten. Da man von einem Gift-Terror-Angriff ausgegangen war, stürmten die Eingreiftruppen das Haus.

In all ihren jahrelangen Einsätzen hätten sie noch nie etwas so Fürchterliches gerochen, gaben die Feuerwehrleute später zu Protokoll. Was genau es war, das diese Geruchs-Katastrophe heraufbeschworen hatte, war nicht erhoben und bekannt gegeben worden… jeder kann sich seinen eigenen absoluten Gestanks-Horror vorstellen… und dabei innerlich der Frage nachgehen, ob sein eigener Kühlschrank im Büro wohl eine längere Zeit überdauern würde, ohne ähnliche Wirkungen auszulösen. Wir hatten vorübergehend eine Kollegin, die ihre halb leergegessenen Pasta-Becher tagelang stehen liess, damit diese – wie sie sagte – an der Kühle bleiben konnten und nicht im Abfallsack zu rotten begännen… Aber so richtig gestunken, dass dies eine prohibitive Wirkung auf unser Essverhalten hätte haben können, hat es nie.