24/6  Neu mogelverpackt?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:35

Seit einiger Zeit lanciert die Zeitung mit den grossen Buchstaben eine Kampagne zur Schärfung unseres Gerechtigkeitsbewusstseins, indem sie Fälle von sogenanntem „Preis-Bschiss“ aufspürt und an den medialen Pranger stellt.

Dabei geht es um Produkte des Alltagsbedarfs, zumeist Lebensmittel, bei denen das Gewicht des Inhalts um einige Gramm reduziert wurde, bei gleichbleibendem Verkaufspreis, wodurch ein heimlicher Preisaufschlag von einigen Prozent erzielt, aber auch verschleiert werden kann. Die dermassen als Abzocker entlarvten Hersteller führen zum Teil abenteuerliche Ausreden ins Feld, etwa, dass auch bei kleineren Portionen der Aufwand für die Verarbeitung gleich geblieben sei… oder dass sie damit die eingetretene Teuerung der Rohstoffe im Interesse der Käuferschaft ausgleichen könnten, ohne die Preise erhöhen zu müssen… oder dass eine neue Verpackungsanlage nur noch kleinere Mengen zulasse…

Diese ganze Portionen-Schummelei geht zurück auf eine veränderte Rechtslage innerhalb von Europa: seit April 2009 gilt eine neue EU-Verordnung, welche es dem Ermessen der Hersteller überlässt, das Gewicht des Inhalts und die Grösse der Verpackung selber zu bestimmen. Damit wurden solchen „Anpassungen“ Tür und Tor geöffnet und die Schweiz ist mit betroffen, ob sie will oder nicht. – Das deutsche Marktforschungs-Unternehmen Dialego hat in einer KonsumentInnen-Befragung herauszufinden versucht, wie weit diese neue Verordnung beim Publikum bekannt ist und was dieses davon hält:

In der ersten und der zweiten Mai-Woche wurden 1’000 Leute per Online-Fragebogen um ihre Meinung gebeten. Die Resultate der Studie können im Detail eingesehen werden. Hier einige der interessantesten Resultate:

– Die grosse Mehrheit der Befragten (84%) hatte Kenntnis davon, dass eine neue Regelung gilt. 58% prüfen beim Einkauf regelmässig Gewicht und Preis, 28% tun dies gelegentlich.

– 93% betrachten die neue Regelung skeptisch und befürchten versteckte Preisaufschläge, 92% wollen künftig kritischer auf das Preis/Leistungs-Verhältnis achten.

– Die älteren KonsumentInnen sind dabei kritischer als die jüngeren.

– Vor allem Singles (sie machen in Deutschland einen Viertel aller Haushalte aus) erhoffen sich von der neuen Regelung kleinere, auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Portionen.

– Gewünscht sind auch Verpackungen, denen sich kleinere, abgepackte Portionen entnehmen lassen.

Eines scheint klar zu sein: die Wachsamkeit der Verbraucher wurde geweckt, sie werden die Angebote künftig kritischer begutachten.