12/7  Gut im Schuss

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:42

Es gibt Leute, die lesen Kochbücher so wie unsereiner Romane liest. Dabei hat es auch bei der kulinarischen Literatur hochdramatische Szenen und Momente, die in einer adäquaten Sprache beschrieben werden müssen. Die Künstler des Kochlöffels üben ihr Handwerk dann besonders gut aus, wenn es ihnen gelingt, ihr Schaffen am Herd so zu Papier zu bringen, dass andere es nachvollziehen können. Auch solche wie ich, die grundsätzlich nicht viel vom Kochen verstehen.

Bei der schriftlichen Formulierung von Rezepten gibt es auch Ausdrücke, die nicht auf den ersten Blick verständlich sind, die eine gewisse Vorstellungskraft erfordern, damit man die Handlung, die in Worten beschrieben ist, richtig nachvollziehen kann. Dabei denke ich nicht in erster Linie an die klassischen Fachausdrücke, die man in den gastronomischen Standardwerken findet, sondern an die ganz simpeln Alltagsworte, die im Leben eine andere Bedeutung haben als im Kochbuch. Eines davon ist mir heute schlagartig verständlich geworden.

Es geht um den Begriff „Schuss“. Laut dem Wörterbuch der Formulierungskunst werden dem Begriff mindestens 6 Inhaltskategorien zugeordnet: da ist der Schuss aus einer Waffe in all seinen Erscheinungsformen, dann die Fotografie, die man schiessen kann, der Flug eines Balles (etwa ins Tor), die spezielle Bedeutung beim Weben (Schuss und Kette), dann der übertragene Sinn von „im Schuss sein“ oder „keinen Schuss Pulver wert sein“… und diese Formulierung führt zur letzten Bedeutung des Wortes: „Schuss“ im Sinne von einer „kleinen Menge“, eben: mit einem Schuss Weisswein ablöschen… einen Schuss Rum dazu geben… oder so.

Dabei stellt sich uns, die wir den praktischen Umgang mit der ersten der genannten Bedeutungen im Militär gelernt haben, unweigerlich die praktische Frage nach der Dosierung: wie gibt man denn nun am besten beim Kochen einen solchen Schuss einer Flüssigkeit oder eines Gewürzes ab? Wie bemisst man die Menge? Wie zielt man so, dass man trifft? – Auf all diese Fragen gibt es jetzt die ultimative Antwort. Sie kommt aus England, kostet 14 Pfund 95 (das sind rund 26 Franken) und kann übers Internet bestellt werden: die Gewürz-Pistole für Ketchup, Senf und andere flüssige Stoffe. Sie ist handlich, aus rotem Plastik, mit zwei nachfüllbaren Patronen und kann ohne Waffenschein benutzt werden. Ein Must nicht nur für alle GartengrillerInnen.