1/7  Stammbesuch

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

Es ist eine historische Sache. Vor mehr als 40 Jahren, als wir noch in Bern lebten, hatten wir eine Cilque, die sich meist über Mittag im Marzilibad traf, primär zum Schwimmen, dieses einzigartige Sichtreibenlassen im grünen Sommer-Strom zu Füssen der Stadt… Schwimmen im Fluss ist ohnehin mit keiner anderen Bade-Erfahrung zu vergleichen. Einziger Wermutstropfen damals war die Tatsache, dass es noch keine Kläranlagen gab und dass daher ab und zu im Wasser diese kleinen braunen Dinger auftauchten, die von weitem an Cervelats erinnerten… aber das ging vorüber und wurde später besser.

Am Mittwochabend kam man dann zusätzlich im Restaurant Zur Harmonie beim Zytglogge zusammen, damals im Besitz der Familie Gyger, und es gab ein geselliges Bechern und Schnabulieren bis zur Sperrstunde.. eine spannende Spezialistenrunde: da war der pfeifenrauchende Architekt, der Physiker, der an der Apollo-Mondlandung beteiligt war mit dem Sonnenwindsegel, Radioleute und Journalisten waren dabei, dann die jeweiligen Parnterinnen… ein Stück Heimat im intellektuellen Dasein der späten 60er Jahre.

Wenn es der Zufall will und ich an einem Mittwoch noch gegen Abend in Bern zu tun habe, suche ich das alte Lokal auf. Einiges hat sich verändert, manches ist gleich geblieben. Der Stamm ist geschrumpft, ein harter Kern noch, aber der hat ausgehalten, über all die Jahrzehnte hinweg. Viele der alten Kollegen sind heute in alle Winde zerstreut, leben im Ausland, andere sind weggezogen – so wie ich – und die treuen haben ausgeharrt. Neue sind dazu gekommen.

Heute Abend wqr das Gefühl so, als wäre ich nie weg gewesen. Sofort waren die alten Anknüpfungspunkte wieder da, Namen wurden ausgetauscht, Erinenrungen aufgefrischt und die Debatte klang wie immer, nur die Zeit hatte sich etwas verschoben auf der Skala der Ewigkeit. Und beim Abschied gab man sich – wie jedes Mal – das Versprechen, sich bald wiederzusehen, diesmal nicht mehr so lange zu warten. Versprochen.