18/10  Wer überwacht mich?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:34

Die Sache mit Ghaddafi hat mir zu denken gegeben. Las man doch heute in einem der sonntäglichen Blätter, dass der ferne Herrscher in Libyen durch eine weltläufige PR-Agentur die Schweizer Medien überwachen lasse, um so jederzeit zu wissen, was über ihn geschrieben und gesagt wird. Im Artikel schwang unausgesprochene Empörung mit, so à la Unerhört, was der sich wieder erlaubt, uns Schweizer auszuhorchen!?

Dabei, seien wir ehrlich, schreibt doch jeder Schreiber aus keinem anderen Grund als dem, dass er gelesen werden möchte. Und nicht wenige Journalisten leben nach dem altritterlichen Grundsatz, dass „viel Feind“ jeweils auch „viel Ehr“ bedeuten. Also ist es dem Zeltbewohner dort unten doch hoch anzurechnen, dass er es sich auch noch etwas kosten lässt, herauszufinden, wer ihn in der kleinen Schweiz zum Thema gemacht hat.

Mir jedenfalls hat es einigermassen geschmeichelt, als bei einem Gespräch mit Vertretern einer Krankenkasse mein Gegenüber plötzlich einen Stapel Computer-Ausdrucke hervorkramte und aus meinem Blog zitierte, um mich auf meinen Aussagen zu behaften bzw. mir auf den Zahn zu fühlen. – So ist also keine Anti-Ghaddafi-Empörung angezeigt, sondern Genugtuung darüber, dass die journalistische Tätigkeit nicht nur ernst- sondern auch beim Wort genommen wird. Ob die Übersetzung ins libysche Idiom dann den Sinn getreulich wiedergibt, das ist eine andere Frage. In meinem Fall wäre sie nicht relevant. Mich könnte man problemlos überwachen.