27/10  Die Piano-Treppe

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:56

Zu jedem Vortrag über Adipositas und deren Ursachen gehört standardmässig ein Bild aus einem Bahnhof, wo Rolltreppen neben einer „normalen“ Treppe laufen. Die Rolltreppe ist dicht bestückt mit Menschen, die sich in beide Richtungen tragen lassen, während auf der steinernen Treppe nebenan gähnende Leere herrscht.

Bei meinen Referaten muss ich dieses Bild allerdings relativieren. Möglicherweise haben all die Kampagnen und Aufrufe zur Bewegung bereits etwas bewirkt. Wenn ich am Morgen im Bahnhof umsteige, dann sind sämtliche Treppen dicht belegt und auf der Rolltreppe funktioniert die gelbe Markierung bestens: während rechts gestanden und sich am Handlauf gehalten wird, steigen die Eiligen links zügig auf der rollenden Treppe hoch, verbinden so die Bewegung mit dem Komfort der höheren Geschwindigkeit.

Ein völlig neues Treppenmodell kommt nun aus Schweden, wo im Bahnhof von Stockholm die Piano-Treppe installiert wurde. Die „normale“ Treppe neben der Rolltreppe wurde kurzerhand durch entsprechende Beklebung umfunktioniert ins Keyboard eines Klaviers mit weissen und schwarzen Tasten. Unter der Auflage auf den Stufen wurden Sensoren angebracht, die bei Belastung einen Klang erzeigen, die Tonleiter quasi, aufsteigend von unten nach oben.

Und nun ist es absolut amüsant zu sehen, wie die Leute beginnen, spielerisch hüpfend der Treppe Melodien zu entlocken, mit Zwischensprüngen, grossen und kleinen Schritten… es gibt im Video Phasen, wo die Rolltreppe leer bleibt und alles sich auf den Piano-Stufen tummelt. Die Frequenz auf der Treppe habe, heisst es, um 66% zugenommen. – Was Spass macht, das wird auch benützt, so lautet die Schlussfolgerung. Hierzulande würden bei einem solchen Expereiment wohl bald Unterschriften gesammelt gegen die akustische Belästigung.