9/12  Google-Werbung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:30

Die moderne Technik macht fast alles möglich. In Sekundenbruchteilen ist die Welt umrundet und werden Informationen zusammengestellt, die wir suchen… und wir wissen überhaupt nicht mehr, wie wir das eigentlich VOR der Erfindung des WeltWeitenWebs gemacht haben.

Aber jede Medaille hat auch ihre Kehrseite, die zuweilen richtig nerven kann. Einerseits ist es die Frage des Energiehaushalts. Die blenden wir eigentlich konsequent aus, indem wir das Internet als bequemes Werkzeug nutzen – so wie jetzt gerade beim Schreiben oder Lesen dieses Blogs -, ohne uns je zu fragen, wie das eigentlich mit dem Strombedarf ist: jeder Verkehr auf den internationalen Daten-Highways hat seinen Preis, das Surfen verbrennt Energie, die weltweit hergetellt werden muss in Atommeilern oder in Kohlekraftwerken, welche die Klimaerwärmung anheizen… legen wir uns Rechenschaft ab, wieviel Energie wir verbrauchen, wenn wir mit einem unschuldigren Mausklick durch die Weiten der virtuellen Welt sausen? Oder wenn wir auf Facebook irgend eine belanglose Botschaft verbreiten?

Wir meinen, „das Internet“ sei gratis, mal abgesehen von unsren eigenen Provider- und Haushaltkosten, die neben der Hardware auch unseren persönlichen Stromverbrauch abdecken. Aber wir vergessen gerne, dass das „kostenlose“ Anbieten von Informationen ein umkämpfter Markt ist, der sich weitgehend von Werbung, von Inseraten ernährt und zudem fette Gewinne abwirft.

Das Geheimnis der immer raffinierteren Suchmaschinen-Inserate besteht darin, dass Werbebotschaften vom jeweiligen System automatisch so konfiguriert werden können, dass sie dem Surfer gezielt jene Inhalte zuspielen, die sich mit den Themen decken, nach denen er gerade oder bevorzugt sucht. – So kommt es, dass bei der Suche nach Informationen zum Thema Übergewicht z.B. bei Google eine ganze Latte von werbenden Hinweisen aufscheinen, die zum Teil völlig fahrlässig Produkte anpreisen, bei denen es nachweislich um wirkungslose Abzocke geht oder gar um Angebote, die als „gesundheitsgefährdend“ bezeichnet werden müssen.

Die Google-Werbung bringt alles, was bereit ist, zu bezahlen. Das ist, kann man sagen, dem Inseratemarkt so eigen und es gibt keine Verpflichtung zu einer „ethischen“ Kontrolle der Werbe-Inhalte. Dadurch aber, dass diese Angebote gezielt dorthin gebündelt werden, wo eine entsprechende thematische Nachfrage besteht, ergibt sich eine fatale Wirkung: die neutral aufgemachte Information erhält eine Art der Glaubwürdigkeit, die sich an jene des – sagen wir – wissenschaftlichen Artikels anlehnt, nach dem man gesucht hat. Wer über Google (oder eine andere Suchmaschine) nach einer seriösen Antwort auf sein gesundheitliches Problem – das Übergewicht – sucht, wird zuerst einmal eingedeckt mit einer Fülle von weitgehend unseriösen, irreführenden, gar gefährlichen Angeboten.

Ein Inserate-Akquisiteur hat heute versucht, mich für einen solchen werbenden Hinweis auf unsere Stiftung zu gewinnen… da bin ich gerade mal kurzfristig ausfällig geworden, aber das war ja kaum die richtige Adresse, der arme Kerl versucht auch nur etwas Butter auf das Brot seiner Kinder zu kriegen. Man müsste dem ganzen System einen Riegel schieben können. Beim Surfen habe ich mich gefragt, ob wir nicht durch eine Expertengruppe gelegentlich diese Angebote unter die Lupe nehmen sollten, um ein aufklärendes Ranking zu erstellen und die unschuldigen Ratsuchenden vor verdeckten Fallen zu warnen? Eine interessante Überlegung, für die wir nur noch Geldgeber finden müssten… Voraussichtlich nicht durch entsprechende Inserate…