15/12  Steuern auf Soft-Drinks?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:14

So explizit wie Barry Popkin hat das bis jetzt noch neimand formuliert. Popkin leitet ein Adipositas-Forschungszentrum in North Carolina und ist wissenschaftlicher Berater der US-Regierung. Er hat sich intensiv mit den Trinkgewohnheiten der Völker auseinander gesetzt und ist zur Überzeugung gelangt, dass die Adipositas-Epidemie am wirkungsvollsten zu bekämpfen wäre mit einer Besteuerung von zuckerhaltigen Getränken.

30 bis 60 Prozent des Übergewichts stammen nach seiner Ansicht von gesüssten Getränken; würden diese durch Wasser ersezt, so wäre bereits ein markanter Schritt zur Gewichtsreduktion getan. Ähnlich wie beim Tabak müssten die Menschen durch eine sukzessive Erhöhung der Besteuerung dazu gebracht werden, auf solche Kalorien-Drinks zu verzichten. Dabei geht es um alle Arten von Fruchtsäften, Limonaden, aber auch süsse Alkohol-Mischgetränke, Powerdrinks, bis hin zu den zucker- und fetthaltigen Milchshakes und Energy-Drinks, die in den letzten Jahren den Konsumentenmarkt überschwemmt haben.

Um täglich 300 bis 600 Kalorien könnte sich die Energie-Aufnahme verringern, rechnet Popkin aus. Auf einer Europa-Tour sprach er mit der Agentur Reuters. Je nach Land würden 10 bis 25 Prozent aller Kalorien durch gesüsste Getränke aufgenommen, deren Konsum sich in den letzten Jahren massiv erhöht habe. – Ein solcher Umorientierungs-Prozess brauche einige Zeit, räumt Popkin ein, aber es brauche eine beherzte Intervention des Gesetzgebers, wie sie im Falle des Tabakkonsums bereits messbar Früchte gezeitigt habe. Ich wünsche mir, sagt er, ein System, bei dem gezuckerte und fetthaltige Drinks am meisten besteuert werden, Diät-Getränker etwas weniger und Wasser gar nicht. Wenn durch diese Steuer der Preis um 15 bis 20 Prozent verteuert würde, so hätte dies eine Signalwirkung und wurde dazu beitragen, die Leute von Süssgetränken wegzubringen.