26/12  Am Tropf

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:58

Besuch bei einer Patientin, die künstlich ernährt wird. Da ihre Schluck-Funktion beeinträchtigt ist, besteht die Gefahr, dass beim „normalen“ Essen Speisebrocken in die Luftröhre gelangen. Deshalb wird sie vorwiegend durch eine Sonde ernährt, die durch die Bauchdecke in den Magen geführt wird, so dass eine substantielle Nährlösung direkt in den Verdauungstrakt gelangen kann. Diese wird durch eine spezielle Pumpe tropfenweise in einen dünnen Schlauch abgegeben, so dass eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme erfolgt, die nur in der Nacht für wenige Stunden unterbrochen wird.

Wir sitzen zusammen und feiern Nach-Weihnachten, ausnahmsweise gibt es doch etwas feste Nahrung, aber unter enger Beobachtung, damit nichts passiern kann. Angesichts einer solchen Problematik wird einem plötzlich bewusst, wie unbeschwert und selbstverständlich man im Alltag selber mit den Lebensmitteln umgeht und wie trivial im Grunde genommen die „Sorge“ ist, dass man bon der einen oder anderen Substanz zu wenig oder zu viel essen könnte… lächerliche Befürchtungen, angesichts der lebensbedrohlichen Gefahren, die mit einem simplen Verschlucken verbunden sein können!

Und auch ein Stück Dankbarkeit dafür, dass man so viel Selbständigkeit bewahrt hat für einen quasi „normalen“ Alltag, den man dankbar geniessen kann.