11/1  Es wirkt – ein wenig

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:07

Die Zürcher Wirte tun sich schwer. Auch hierzulande läuft der Countdown für das Rauchverbot in Gastrobetrieben. Geraucht werden darf nur noch in speziell abgetrennten Fumoirs. Das ist seit längerem bekannt, aber die Gastrobranche und ihre Exponenten haben es verdrängt und sich im Glauben gewiegt, die Auflage liesse sich durch passiven Widerstand umgehen. So möchten sie den deutlich gefassten Volksbeschluss unterlaufen und winseln um Ausnahmeregelungen und Aufschub. In den Medien kann man das mitverfolgen.

Und man bekommt einen Vorgeschmack von dem Zetermordio, das ausbrechen würde, wenn – Gott bewahre! – einmal in einer fernen Zeit eine Regelung beschlossen würde, dass die Wirte im Menü die Kalorienzahl der Speisen angeben und empfehlende Hinweise drucken sollten. Das wäre, hört man die Gastrofunktionäre schon heulen, der definitive Absturz der ganzen Branche, mehr noch, das Ende jeder kulinarischen Kultur und mithin der Anfang vom Untergang des Abendlandes.

Das Beispiel aus USA spricht eine andere Sprache: dort hat die Behörde vor zwei Jahren, zuerst in einigen FastFood-Ketten, angeordnet, dass zu jedem Menu neben dem Preis die Kalorienzahl angeschrieben werden müsse. Andere Städte und Bundesstaaten übernahmen die Regelung im Rahmen ihrer Aktionspläne zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie. Eine Massnahme, die nicht viel kostet und doch ein Zeichen setzt. Erste Studien waren nicht ermutigend. Vor allem die ärmere Bevölkerung liess sich durch die Kalorien-Hinweise nicht von ihren Essgewohnheiten abbringen. Und nur ein kleiner Teil der Kunden beachtete die Angaben bewusst und liess sich beim Kaufentscheid davon leiten.

Das American Journal of Public Health publiziert nun die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die zum Ziel hatte, die Wirkung der Kalorien-Anschrift mit einem differenzierten Test zu erproben. Und siehe da: ganz wirkungslos war die Sache nicht. Die Probanden kauften bei beschrifteten Angeboten im Durchschnitt rund 14 Prozent weniger Kalorien ein. Und vor allem dann, wenn neben Preis und Kalorienzahl noch eine weitere Information aufs Schild geschrieben war: die banale Empfehlung, dass wenn möglich pro Tag das Total von 2’000 Kalorien nicht überschritten werden sollte, führte dazu, dass hier die Kunden im Schnitt 250 Kalorien pro Mahlzeit weniger kauften und verzehrten. – Das mag nicht nach viel aussehen, ist aber, summiert auf ein Jahr, eine ganze Menge. Und wäre in der Umsetzung billiger als die Konstruktion eines Fumoirs. Ob das die Zürcher Wirte auch so sehen?