19/1  Gegen Fitnesswahn

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:55

Es war wohltuend, heute in der Gratiszeitung 20minuten einen Artikel zu lesen, in dem ein Headhunter zu Wort kam, der sich mit der Frage befasste, ob es denn wirklich gut sei, dass bei der Manager-Selektion heute die Fitness eine so ausschlaggebende Rolle spiele.

Früher, so die Reminiszenz, sei der Patron einer Firma in aller Regel ein etwas fülliger Mensch gewesen, im Mund einen Stumpen, Gemütlichkeit ausstrahlend, so etwa, wie wir die Bankdirektoren von einst in Erinnerung haben… und heute müssen Chefs drahtig sein, energisch und topfit. Angesichts der heutigen Arbeitsbelastung, so die Folgerung des Headhunters, könne ein extensives Fitnesstraining einzig zulasten der Freizeit im Kreis der Familie gehen. Und so seien es zwangsläufig Familie und Beziehung, die unter dem Kult zum körperlichen Wohlbefinden leiden müssten.

Zwar wussten schon die alten Römer, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist haust, aber darüber, was „gesund“ ist, gab es wohl zu allen Zeiten leicht unterschiedliche Auffassungen. Und das Motto, dass „allzuviel“ eben ungesund ist, mag auch auf die Fitness an sich zutreffen. Jedenfalls gibt es nicht wenige leicht bis mittel korpulente ZeitgenossInnen, denen man guten Gewissens einen gesunden Geist attestieren kann, während anderseits auch reichlich sportgestählte Hohlköpfe bekannt sind.

Alles also mit Mass. Fitness, so gut es geht, aber nicht auf Kosten des familiären Umfelds. Es sei denn, dass gemeinsames Fitten der Beziehung gerade den extra Kick gibt.