7/2  Mediterrane Hoffnung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Die Information – und mit ihr die Erkenntnis – kommt leider drei Jahre zu spät, für mich. Dadurch, dass man konsequent eine mediterrane Ernährung verfolge, könne man weitestgehend verhindern, dass man einen ersten Herzinfarkt bekomme. So steht es aufgrund einer aktuellen Studie im American Journal of Epidemiology. Und wenn man den ersten nicht bekommt, dann gibt es folgerichtig auch keinen zweiten und dritten. Ist doch irgendwie logisch.

Aber wie bei aller Vorbeugung hat es auch hier einen Haken: solange man nicht die absolute Gewissheit hat, dass eine konkrete Gefahr droht, fällt es schwer, „einfach so“ und auf Vorrat eine doch einschneidende Praxis im Alltag einzuführen. Bei mir jedenfalls war es so, dass trotz meines Übergewichts sämtliche relevanten Werte, die üblicherweise vor drohender Infarktgefahr warnen, im grünen Bereich lagen. Mit einem Herzzwischenfall hätte ich zuletzt gerechnet. Und doch war er eingetreten!

Nun ist es drei Jahre her seit jenem „Event“ und ich schlucke brav meinen täglichen Pillencocktail zur Kontrolle des Bludrucks, zur Blutverdünnung, zur Entwässerung und wozu sonst auch immer… und habe dabei das Gefühl, in guter Obhut und vor weiteren Attacken gefeit zu sein. Freilich, das muss ich gestehen, bin ich kein sonderlich guter Praktikant, was die sogenannte Compliance betrifft. Das heisst: ich wüsste genau, was ich unternehmen müsste an sportlichen Aktivitäten, um meine Fitness zu erhöhen, wie vorsichtig ich mich ernähren müsste, um nicht weiter zuzunehmen, welche Übungen ich täglich zu absolvieren hätte, um meine Muskulatur wieder aufzubauen, das Herz in Schwung zu bringen und die Lunge kräftig durchzulüften…

Aber ich mache es nicht. Oder nicht konsequent genug. Und ärgere mich dabei über mich selber, dass ich keine Ausdauer habe, zu früh wieder aufgebe, jede Ausrede und jeder Vorwand mir billig sind, um das nicht zu tun, was ich sollte. – Ich weiss, dass ich damit nicht allein bin und ich weiss auch, dass es kaum gelingen würde, mich dazu zu zwingen. Es ist ein Teil des erworbenen Lebensgefühls, so zu sein, wie man ist. Da kommt vielleicht die mediterrane Erkenntnis nicht zu spät: ein Hoffnungsschimmer, dass sich davon doch noch etwas umsetzen liesse.