21/5  Todesfurcht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:01

Trügt die Wahrnehmung? Hat die Gewaltkriminalität wirklich signifikant zugenommen? Oder handelt es sich nur um eine massiv erhöhte Medienpräsenz von Verbrechen, über die früher keiner gesprochen hat?

Interessant ist eine Untersuchung, die von einer Elternorganisation in England gemacht wurde. Dabei ging es um den Schulweg der Kinder. Statistiker hatten festgestellt, dass trotz aller Aufforderungen, die Kids doch nicht mit dem Auto zur Schule zu fahren, bloss noch 48 Prozent der Kinder zu Fuss in die Schule kamen. Warum?

Bei einer Befragung gaben 30 Prozent der Eltern an, sie fürchteten, dass ihr Kind sonst unterwegs entführt oder einem Gewaltdelikt zum Opfer fallen könnte. Weitere 30 Prozent sagten, sie hätten sonst Angst, dass ihr Kind auf dem Schulweg in einen Verkehrsunfall verwickelt werden könnte. – Darüber, dass sich der Schulweg im Auto allenfalls langfristig negativ auf die Gesundheit der Kinder auswirken könnte, machten sich lediglich 5 Prozent Gedanken.

Dabei spricht die Statistik eine andere Sprache: Das Risiko, dass ein Kind auf dem Schulweg einem Kapitalverbrechen zum Opfer fällt, beträgt (in England, aber hierzulande wird es kaum anders sein) gerade eins zu einer Million. Für die Gefahr, dass mangelnde Bewegung spätere Gesundheitsschäden verursachen wird, beläuft sich das Risiko auf eins zu drei!

Der Unterschied in der emotionalen Wahrnehmung liegt wohl darin, dass ein mögliches Gewaltverbrechen oder ein Verkehrsunfall „aktuell“ bedrohlich wirken, auch wenn sie unwahrscheinlich sind… während gesundheitliche Spätfolgen des Schultransports in weiter Ferne liegen und einen hypothetischen Charakter haben, auch wenn sie unausweichlich programmiert sind. Mit Vernunft hat das nichts zu tun.