10/12  Che sera, sera

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:46

Oder auch: Qui vivra verra! – Will heissen: Mal sehn, was da auf uns zukommt. – Im „Magazin“ des TagesAnzeigers hat man heute schon einen tiefen Blick ins nächste Jahr werfen lassen. Prominente AutorInnen konnten sich je eines Themas annehmen und einen visionären Aspekt erläutern, so etwa, dass Simonetta Sommaruga Bundesrätin wird, dass Kofi Annan zurücktritt, dass Bob Geldof Afrika rettet und – last but not least – dass die Dicken wieder dünner werden.

Also ganz so einfach ist es nicht, was Emma Duncan, stellvertretende „Economist“-Chefredaktorin, da als Zukunftsperspektive für Amerika und Europa (bzw. die „reichen Länder“) skizziert. Zunächst weist sie darauf hin, dass in USA und Grossbritannien die Anzahl der Übergewichtigen seit zwei Jahren nicht mehr weiter ansteige sondern stabil bleibe und dass sogar rückläufige Tendenzen auszumachen seien.

Weshalb das? Weil die Regierungen (Frau Duncan nennt sie freundlicherweise „Bürokratenköpfe“) die Mahnrufe der Experten ernst genommen hätten, indem sie in den Schulen (wie in England) den Verkauf von Schleckwaren, Chips und Süssgetränken knallhart verboten oder (wie in Amerika) verbindliche Ernährungsrichtlinien herausgegeben haben, in denen dem Volk geraten wird, mehr Früchte, Gemüse, Vollwertkost und fettreduzierte Milch zu konsumieren. Die Lebensmittelindustrie habe mitgezogen – freiwillig, weil sie sich fürchtet vor allfälligen Regulierungen und vor allem vor Schadensforderungen in einer Prozesslawine.

Wenn man dieser positiven Vision glauben darf, dann steht an der Verpflegungsfront ein Kulturwandel bevor, der sich allerdings auf jene beschränkt, die es sich „leisten“ können, gesünder zu leben. Und da alles, was in den USA geschieht, etwas später auch zu uns kommt, heisst das für uns, dass wir jetzt unbedingt dran bleiben müssen, diesen Wandel zu unterstützen und zu beschleunigen. Auch hierzulande gibt es sie, die Bürokratenköpfe.