27/11  Hoffen auf den Bundesrat

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:15

Was müsste ein Volk essen, um gesund zu sein? (oder zu bleiben? oder zu werden?) Solche Frgen stellten sich früher eher im umgekehrten Sinn, wenn es darum ging, angesichts von Notlagen, landesweiten Versorgungsproblemen und Katastrophen die Verfügbarkeit von Nahrung zum Überlegen einer Bevölkerung oder Teilen davon sicher zu stellen. Damals haben wir noch Staniolpapier für Afrika gesammelt. Ein halbes Jahrundert ist das her.

Jetzt kündigt der Bundesrat auf den nächsten Montag die Veröffentlichung seines fünften Ernährunbgsberichtes an. Die SonntagsZeitung hat schon Auszüge gelesen und zitiert einige der Vorschläge und Empfehlungen. Im Zentrum steht das gesunde Gewicht. Und damit auch die Erkenntnis, dass einzig über Ernährung und Bewegung eine wirksame Prävention erreicht werden kann. Mit andern Worten: Wer gar nicht erst zunimmt, der muss sich später nicht mühsam mit Abnehmversuchen plagen.

Und darum stehen auch in diesem Bericht zu Recht die Kinder im Fokus. Zuviel Fernsehen und zuwenig körperliche Bewegung sind erneut durch eine breit angelegte Studie (2370 Knaben in der ganzen Schweiz) als die Hauptursachen für kindliches Übergewicht nachgewiesen worden. Und was ist dagegen zu tun? Zwei Experten haben Vorschläge formuliert, die noch zu Reden geben werden:

Verschärfte Deklarationspflicht auf Lebensmitteln und leicht erkennbare Symbole für hohen Energiegehalt. – Werbeverbot für dick machende Lebensmittel in den Massenmedien. – Sondersteuer auf Werbung für Produkte, die dick machen. – Verpflichtung der Medien, Gesundheits-Kampagnen zu unterstützen.

Ich bin gespannt auf den kompletten Bericht und freue mich auf die kommenden Auseinandersetzungen. Wobei ich hoffe, dass es der Bundesrat angesichts der Tragweite der Thematik nicht bei der reinen Ankündigung möglicher und notwendiger Massnahemn bewenden lässt und dass die empfohlenen Aktionen nicht in den parlamentarischen Mühlen durch die Lebensmittel-Lobbyisten wieder verwässert und so weit entschärft werden, dass jede Wirkung verpufft. Hoffen wir.


4 Kommentare zu “Hoffen auf den Bundesrat”

  1. Anna Fierz (Dr. med.) sagt:

    Sie haben völlig recht: aus dicken Kindern werden allzu oft dicke Erwachsene. Aber reicht es, bei der Ernährung anzusetzen? Sie zitieren den Bewegungsmangel. In der Stadt Zürich sieht man Kinder im Vorschulalter kaum je alleine draussen. Logisch: sie könnten überfahren werden.

    Der Lausanner Präventivmediziner D. Fäh hat letztes Jahr in der Schweizerischen Ärztezeitung einen lesenswerten Artikel zum Thema verfasst: http://www.iumsp.ch/Publications/pdf/bms-41_85_2004.pdf Interessanterweise erwähnt er als mögliche Ansätze (unter anderen) nicht nur sichere, kinderfreundliche Schulwege, sondern auch die staatliche Förderung von öffentlichem Verkehr und Velowegen und ein Roadpricing. Verkehrspolitik ist auch Gesundheitspolitik.

  2. Frau Dr. Fierz ist zuzustimmen: Bewegungsmangel ist ein ebenso entscheidender Grund für Gewichtszunahme wie die „falsche“ Ernährung. – Um Kindern einen sichern Schulweg zu ermöglichen, wurde vom VCS vor drei Jahren die Aktion „Pedibus“ lanciert: Schulkinder besammeln sich zu bestimmten Zeiten an einer „Bushaltestelle“ und werden dort von einer Begleitung abgeholt, die sie in der Gruppe geführt und sicher zur Schule bringt. So legen sie den Schulweg zu Fuss zurück und sind doch vor den Gefahren des Verkehrs bewahrt. – Eine Idee, die breiteste Unterstütuzung verdient und nur zur Nachahmung empfohlen werden kann.

  3. Cecilia sagt:

    Ich habe gehört, dass in den Schulen der Turnunterricht immer mehr reduziert wird. Wenn das wircklich stimmt, so gibt mir das besonders zu denken.

  4. pippo sagt:

    In den derzeitigen Bundesrat würde ich nicht allzu viel Hoffnung stecken, konkrete, innovative Massnahmen werden sowieso nie umgesetzt, dafür ist sich die Schweiz inzwischen zu bequem geworden… ;-).

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