24/12  Weihnacht im Sahlenweidli

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:52

Auf der Flucht vor dem Weihnachtsrummel sind wir in die Ostschweiz gefahren, ins Weekend- und Ferienhäuschen, das wir für einen guten Batzen vor einigen Jahren „wintertauglich“ gemacht haben, mit neuen Fenstern, guter Isolation und einer raffinierten Heizung, die dafür sorgt, dass man jederzeit, auch im tiefsten Schnee, angenehm temperierten Wohnraum vorfindet…

Und jetzt das! Irgendwann muss in den letzten Wochen eine Sicherung durchgebrannt sein. Oder es gab einen regionalen Stromausfall mit Spätfolgen. Jedenfalls schlägt uns im Hause eisige Kälte entgegen, die Wärmepumpe steht still, aus dem Warmwasserhahn kommt es kalt und man fühlt sich in die Jugendzeit zurückversetzt, wo man vom Fensterglas die Eisblumen abkratzen konnte. – Also wie früher als erstes den Kachelofen eingeheizt, zum Glück funktioniert der noch und wird vom Kaminfeger jährlich in Schuss gehalten. Dann vermummt wie zum Wintersport in der Küche eine Gerstensuppe aufgesetzt und die Schnapsflasche in Griffnähe geholt. Was scheren mich die Kalorien? Innere Wärme geht vor!

Nachdem die Sicherungen ersetzt sind und die Heizung wieder brummt, ruft endlich auch der Pikett-Service-Techniker zurück. Trotz Heiligabend ist er auf der Piste. Aufgrund der leuchtenden Lämpchen, deren Zustand er sich am Telefon schildern lässt, ist er zuversichtlich: Bis der Heizungstank wieder auf Betriebstemperatur hochgefahren ist, kann es vier bis fünf Stunden dauern, warmes Wasser steht dann erst später zur Verfügung und um das ganze Haus auf städtisches Wärme-Niveau zu bringen, kann es die Festtage über dauern.

Zum Glück bleiben wir bis nach Neujahr, so erleben wir es noch. Und für den Anfang spielen wir Weihnacht im Sahlenweidli, liegen mit gestrickten Kappen im Bett, gucken TV, schlürfen Glühwein und geniessen die Geborgenheit in den Pfulmen. Weihnacht als Fest der Wärme erleben, ganz wie früher, hat etwas Tröstliches.


2 Kommentare zu “Weihnacht im Sahlenweidli”

  1. Hadwig sagt:

    Hallo Herr v.Grünningen!
    Als Ausländerin aus dem fernen Nachbarland Österreich kann ich mit Sahlenweidli nicht viel anfangen. Ich nehme jedoch an. es kommt aus Gottfried Kellers Zeiten?
    Auf jeden Fall – bei diesen tiefen Temperaturen gibt es auch nicht zu unterschätzende Vorteile. Man verbraucht mehr Kalorien um die Körpertemperatur zu halten und für das Immunsysthem ist es sicher auch nicht schlecht. Ausserdem schläft man besser! Die Erfahrung mit dem eiskalten Ferienhaus kenne ich auch aus eigener Erfahrung.
    Wünsche erholsame gesunde Feiertage a la Sahlenweidli!
    Liebe Grüsse Hadwig

  2. Heinrich von Grünigen sagt:

    Sorry, liebe Hadwig, mit „Fremdpublikum“ habe ich gar nicht gerechnet. – Schweizerinnen und Schweizer wissen, dass unsere nationale TV-Anstalt vor einem Jahr ein Live-Experiment gemacht hat unter dem Motto „Leben wie zu Gotthelfs Zeiten“. Eine Familie verbrachte im Winter einige Zeit auf einem kleinen Bauerngut im Emmental (dem „Sahlenweidli“), ohne fliessend Wasser, ohne Strom, eben wie vor 150 Jahren. Sie lagen also mit Gottfried Keller nicht weit daneben, jedenfalls zeitlich. – Beste Grüsse nach Austria!

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