30/8  Huhn und Ei

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:08

Heft 14 von Psychologie heute compact (2006) ist ganz dem Thema Essen und dessen Folgen gewidmet: Wie Sie ohne Reue geniessen, Ihr Gewicht halten und gesund bleiben…

Das sind so wieder die Versprechungen, die ich mag: ohne Reue geniessen… und dabei nicht zunehmen. Das Heft muss ich haben! Nützt’s dann nichts, spielt das auch keine Rolle, verkauft ist verkauft. Und den Dicken kann man alles andrehen.

Eines der vielen interessanten und anregenden Kapitel gilt einer Neuauflage des Buches des amerikanischen Herzspezialisten Glenn Gaesser: Big Fat Lies. Gaesser belegt darin seine These, dass Übergewicht an sich nicht krank mache, sondern dass falsches Verhalten, insbesondere fehlende Bewegung und „schlechte“ (minderwertige) Ernährung sowohl Übergewicht als auch die begleitenden Krankheiten bewirken.

Adipositas wäre demnach nicht die Ursache, sondern lediglich eine Begleiterscheinung von Diabetes, Herzproblemen, Bluthochdruck und anderen Zivilisationskrankheiten… Und viele dicke Menschen, die fit sind und sich bewegen, seien wesentlich gesünder als Dünne, die keine Bewegung haben und minderwertigen Food vertilgen. Die eigentlich Gefährdung gehe nicht vom Dicksein aus, sondern von den wiederholten Versuchen, abzunehmen.

Gaessers Theorie wird denn auch bestritten. Namhafte Wissenschafter widersprechen ihr und belegen das Gegenteil. Das Körperfett erzeuge Substanzen, von denen eine direkte Gefährdung ausgehe und die gesundheitliche Störungen aktiv auslösten. Auch Professor Stephan Rössner, der „Vater“ von eBalance, stimmt dem zu. Das Fettgewebe im Körper sei nicht einfach „tote Substanz“, sondern stelle das „grösste endokrinologische Organ des Körpers“ dar.

Was war nun zuerst? Und was hilft mir diese Diskussion? Sollten jene Recht behalten, die behaupten, Dicksein habe wenig Auswirkungen auf die Gesundheit und mache nicht krank, dann würden ihnen zahlreiche Betroffene widersprechen, die am eigenen Leib mit fortschreitendem Alter das Auftreten von verschiedenen Beschwerden erfahren mussten und müssen. Mein persönliches Fazit: Traue keinem dünnen Adipositas-Forscher, er kann nicht wissen, wovon er spricht.