25/9  Von der Macht des Fettes

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:29

Mal eine andere Perspektive. Da hat man uns eingetrichtert und wir haben es allmählich, wenn auch ungern, begriffen, dass die gleiche Substanz, die wir mit uns herumtragen, und die unser Körper zu seinem Schatz und Notvorrat verklärt, so dass er sie hortet wo er doch gar nicht sollte, dass also diese gleiche Substanz es ist, die unser Essen so schmackhaft macht, die als Aromaträger unsere sensorischen Zellen wachküsst und den Appetit in uns wachsen lässt, so dass wir es uns schwer machen, sie zugleich zu hassen und auch zu lieben…

Fett also, als Medium für den Transport von Geschmack, von Aromen, von Düften, spielt eine ganz besondere Rolle im Film Das Parfüm nach dem Roman von Patrick Süskind. Es ist die schauervoll tragische Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille, der im Paris des 17. Jahrhunderts als vermeintliche Totgeburt überlebt, eine erbärmliche Jugend fristet, die geprägt ist von seinem aussergewöhnlichen Geruchssinn, so dass seine Laufbahn als genialer Parfumeur durch alle Fährnise vorgezeichnet ist.

Zwanghaft verfolgt er das Ziel, den Duft junger Mädchen im Form ihres Destillates einzufangen und daraus das ultimative Liebesparfüm zu mischen, was ihm nur dann gelingt, wenn er die Mädchen ermordet, in grosse Tücher hüllt, die mit Fett bestrichen sind, so dass das Fett den Mädchengeruch aufnimmt, den er anschliessend in der Distillerie abzapfen kann.

Unser liebes Fett also als mörderische Trägersubstanz, ausgestattet mit der Macht, die wahre Essenz der Gerüche von Unschuld (man schreibt das 17. Jahrhundert) in sich aufzunehmen und, geläutert durch die reinigende macht des Feuers, wieder freizugeben… – Es handle sich, sagt Grenouille zu einem seiner ersten Opfer, um Tierfett. Nicht auszudenken, wozu allenfalls – nach greouille’scher Manier – unser eigenes Fett fähig wäre, so man es denn liesse bzw. seiner habhaft werden könnte. Es müsste, meine ich, für ein halbes Dutzend Jungfrauen reichen, wenn man nicht allzu verschwenderisch damit umginge.