27/9  Überforderte Rechenkünstler

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:33

86 Prozent der Befragten gaben an, sie würden auf eine gesunde Ernährung achten und sie würden sich ausreichend und regelmässig bewegen. Aber nur 49 Prozent hielten sich für befähigt und kompetent, in Gesundheitsdingen mitzureden. Dies ergab eine Studie, in deren Rahmen Anfang dieses Jahres 1250 Schweizerinnen und Schweizer befragt wurden.

Eine verblüffende Diskrepanz, die jedem zu denken geben muss, der sich mit Prävention befasst. Was verstehen die Leute überhaupt, wenn sie sich über gesunde Lebensmittel informiern wollen? – Auch dazu wurden jetzt die Resultate einer Untersuchung der Vanderbilt-Universität veröffentlicht.

2000 Leute sollten Fragen beantworten, nachdem sie die Deklarations-Etiketten auf Lebensmitteln gelesen hatten. Nur ein Drittel konnte korrekt antworten. Das Problem waren die Angaben „pro Portion“. Die Leute waren nicht in der Lage, umzurechnen, wieviele Kalorien sie zu sich nahmen, wenn sie etwa eine ganze Flasche Limo tranken, die laut Deklaration zweieinhalb „Portionen“ enthielt…

Noch verwirrlicher waren die Angaben zum Anteil am täglichen Bedarf von bestimmten Nährstoffen. Hier meinten die meisten, der angegebene Wert sei der tatsächliche Energiegehalt. Oder wer die Angabe las: Eine Portion enthält 160 Kalorien, und dachte, das geht ja noch, und die Packung leer futterte, realisierte nicht, dass diese insgesamt vier Portionen enthielt, was schon einem Drittel des gesamten Tagesbedarfs entsprach…

Oft hängt das mangelnde Verständnis auch damit zusammen, dass die Leute nicht ausreichend lesen und rechnen können… eine fatale Konstellation, die dazu führt, dass die Unterschicht einmal mehr benachteiligt ist. – Solange eine verblndliche gesetzliche Regelung für eine einfache und leicht lesbare Deklaration fehlt und solange die Lebensmittelindustrie ihre diesbezügliche Information primär als PR- und Marketing-Vehikel versteht, so lange wird sich daran auch bei uns nichts ändern, da mögen die 86 Prozent sich in süsser Selbsttäuschung wiegen wie sie wollen. Nicht ihre Kompetenz, nur sie selber nehmen zu.


Ein Kommentar zu “Überforderte Rechenkünstler”

  1. zagpa sagt:

    Nicht nur das Rechnen ist schwierig. Eine(r) kommt auch ins Verfängnis zwischen dem was (laut Werbung) gesund ist und wîe es in Wirklichkeit steht. Ein grobes Beispiel: die Werbung für ein gewisses Schokoladenbrotaufstrich verspricht ein „ausgewogenes Frühstück“ und dass eine Portion soviel wie ein Glas Milch ausmacht. Klingt doch gesund? Allerdings ist es 50-60% Fett. Ein subtileres Beispiel: Früchteriegel. Vergleicht man herkömmliche Früchteriegel mie teureren Diätfrüchteriegel kommt man zum Schluss dass herkömmliche Riegel weniger Kcal haben bei gleich viel Fett. Uebrigens sind viele Diätprodukte zwar Kcal reduziert, haben aber gleich viel Fett wie herkömmliche Produkte.

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