16/10  Das Abnehm-Handy

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:03

Wenn es die ETH sagt, muss es wohl so sein. Aber ob es Sinn macht, das ist eine andere Frage.- Jetzt kommt das Handy, das sogar beim Abnehmen hilft titelt heute 20minuten. Wie soll das gehen?

Auf den Lebensmitteln soll künftig eine Etikette mit einem Strichcode angebracht sein. Mit einem Handy, das neben einer Kamera auch noch über entsprechende andere Funktionen verfügt, könnte man nun diesen Code ablichten. Dann wird er per GPRS-Verbindung zu einem zentralen Rechner geschickt, und umgehend kommen die Infos zurück, dei alles angeben, von den Inhaltsstoffen, und ob man darauf allergisch reagiert, über Preis- und andere Vergleiche, bis hin zu Empfehlungen durch den Konmsumentenschutz.

Für Leute, die abnehmen wollen, könnte eine Funktion eingebaut werden, die Alarm schlägt, wenn ein Produkt zuviel Fett enthält… Die ETH-Erfinder dieses Superhandys seien – so vermeldet das Blatt – auf der Suche nach Partnern, mit denen sie die neue Technologie auf den Markt bringen möchten.

Wohlan! Das trifft sich gut. Ich habe ja stets für eine bessere, verständlichere Kennzeichnung und Deklaration der Inhaltsstoffe plädiert. Wenn nun ein Handy die heute oft nur schwer zu kalkulierenden Teil-Informationen auswerten und umrechnen würde, verbunden mit einer individuellen, auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmten Empfehlung, so wäre das doch eine gigantische Sache…

Aber der Teufel liegt wohl auch hier im Detail: da müsste man sich ja zuerst auf einen gemeinsamen Strichcode einigen. Und wer gesehen hat, wie sich die Lebensmittelindustrie bis jetzt mit Klauen und Zähnen gegen jede weitgergehende Regulierung der Deklarationspflicht gewehrt hat, der lässt jede Hoffnung auf raschen Erfolg fahren.

Was nützt es denn, wenn die Telecom-Betriebe für eine GPRS-Verbindung zusätzlich in meinen Geldbeutel greifen und mir für jedes Produkt noch vor dessen Kauf einen Betrag abknöpfen, den ich zu den Preisen dazu rechnen muss? Viele gesunde Lebensmittel wie Früchte und Gemüse sind in der Schweiz sowieso schon künstlich verteuert. Sie zu verbilligen wäre eine wirksame Massnahme gegen Übergewicht… aber nun kommen die Handy-Tüftler von der ETH und belegen den schon zu teuren Einkauf mit einer zusätzlichen Gebühr!?

Es wäre ein Scherz sondergleichen, wenn sich die Industrie z.B. mit Erfolg gegen die Einführung einer „Ampel“ wehren würde, und wir dann auf dem Umweg über eine Handy-Zentrale die gleichen Informationen abrufen müssten, die man für wesentlich weniger Geld direkt auf das Produkt drucken könnte. – Oder sehe ich das wieder mal zu pessimistisch?