19/3  Wer schreibt, dem wird…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:27

…ja was wohl?  Geschrieben wird ihm, dem Schreibenden! Das ist altes deutsches Wortgut, das schon zu Zeiten galt, als die Botschaften noch von Hand und per Feder auf knitternde Flächen gekritzelt wurden, um dann vom Postillon mit munter schmetterndem Horn über Land gefahren zu werden…

In meinen jugendlichen Erinnerungen verbindet sich der Satz mit irgendwelchen Leserbrief-Seiten. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es im Nebelspalter war… damals, als er noch wöchentlich unter die Leute kam und in Wartezimmern auflag, zeitlos lustig, der lachende Bote aus Rorschach. Heute erscheint er zehnmal jährlich und kostet an die zehn Franken, es hat alles seinen Preis.

Aber eben: wenn man schreibt, besteht die Chance, dass man selber Post erhält. Das gilt auch (und besonders) im Blog-Zeitalter. So fühlte ich mich angenehm berührt, dass einer meiner Beiträge unerwartete blogkritische Aufmerksamkeit gefunden hatte auf der szenen-internen Selbstbeobachtungs-Website namens Die Blogdenunzianten. Eine der zahlreichen Institutionen, die sich auf amüsante Weise mit sich selber beschäftigen, wodurch gleichsam perpetuum-mobile-mässig das Geschäft in Gang gehalten wird, denn so lange der eine den andern kommentiert und mit einem einzigen Mausklick eine weltweite Mitleserschaft an seinen Reflexionen teilhaben lässt, gibt es unvermeidliche neue Antworten, die wiederum neuere Antworten auslösen… ein nichtkommerzielles Schneeball-System mit Feedback gleichsam, das sich über die Synapsen der grossen Rechner verbreitet und den Globus zuwuchert. Dabei war am Anfang einfach ein kleiner Gedanke…

Und den will ich hiermit beenden. Ich muss mich noch hinter den Jahresbericht 2007 klemmen, in zehn Tagen tritt der Stiftungsrat der SAPS zusammen und der soll den Bericht verabschieden, aber das kann er nur, wenn er vorher vorliegt. Es muss also geschrieben werden, auf die Gefahr hin…